Software und Strategien für den erfolgreichen Mittelstand

Datenqualität in Unternehmen steigern

Stammdaten-Management über den kompletten Lebenszyklus

Quelle: Informatica

Welche Symptome weisen darauf hin, dass die Stammdaten im Unternehmen von schlechter Qualität sind? Was sind die häufigsten Fehlerquellen bei der Datenqualität – also die Ursachen für eine schlechte Datenqualität – und wie lassen sie sich am besten beheben?

Zu diesen Fragen bezog Dirk Häußermann, Geschäftsführer EMEA Central bei Informatica, gegenüber Solutions for Business Stellung.

Ausgangslage

Dirk Häußermann, Geschäftsführer EMEA Central bei Informatica. Quelle: Informatica

S4B: Welche Symptome weisen darauf hin, dass die Stammdaten im Unternehmen von schlechter Qualität sind?

Häußermann: Ich erlebe immer wieder, dass Manager ziemlich schockiert sind, wenn sie feststellen, wie es um ihre Datenqualität steht. Das liegt daran, dass ihnen der Zustand ihrer Daten erst dann auffällt, wenn beispielsweise Applikationen fehlerhafte Ergebnisse erzeugen, Reports und Analysen nicht stimmen oder Fehler im operativen Geschäft auftreten. Das sind typische Symptome, die auf eine schlechte Datenqualität hindeuten. Sie werden aber oftmals gar nicht mit dem Datenbestand in Zusammenhang gebracht. Im Ergebnis versuchen die Mitarbeiter dann die Symptome zu beheben, ohne dass die zugrunde liegenden Probleme berücksichtigt werden.

S4B: Wie setzt sich das im Unternehmen fort?

Häußermann: Die aufgeführten Herausforderungen werden sich noch verstärken, da immer mehr Geschäftsprozesse auf Grundlage der häufig fehlerhaften Daten automatisiert werden. Die Marktforscher von Gartner gehen davon aus, dass 33 Prozent aller Fortune 100 Unternehmen im Jahr 2017 mindestens eine gravierende Informationskrise hatten. Stimmt die Qualität der Daten nicht, können Unternehmen aus darauf basierenden Analysen keine sinnvollen Informationen erzeugen. Die Folgen sind ineffiziente Prozesse, vermeintlich unproduktive Mitarbeiter und falsche Entscheidungen.

Fehlerquellen

Quelle: Informatica

S4B: Was sind die häufigsten Fehlerquellen bei der Datenqualität – und wie lassen sie sich am besten beheben?

Häußermann: Grundsätzlich ist natürlich eine Ursache, dass selbst Stammdaten oft in verteilten Systemen liegen oder dort aktualisiert werden, und immer noch nicht alle Unternehmen ein gutes Master Daten Management – kurz das MDM – implementiert haben. Das ist aber eigentlich nichts grundlegend Neues. Das Problem ist heute, dass mehr und mehr Apps und Anwendungen auf Daten zugreifen, sie teilweise modifizieren und neu verknüpfen. Man kann das auch unter dem Aspekt Automatisierung der Geschäftsprozesse und operative BI betrachten. Wenn Unternehmen hierfür nicht aktuelle oder nicht synchronisierte Daten verwenden und diese an weitere Software-Systeme weiterreichen, dann verschlimmern sie das Problem. Es wird dann immer schwerer, sinnvolle Informationen auf den Daten zu gewinnen.

S4B: das hört sich an, als müsste ein strategischer Ansatz verfolgt werden…

Häußermann: …in der Tat: Um qualitativ gute Daten zu erhalten, wird eine passende Strategie benötigt. Eine wichtige Maßnahme ist hierbei, dass alle Daten auf einer einzigen Plattform konsolidiert werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Daten sicher und sauber sind und ihren inhärenten Wert behalten. Darüber hinaus wird ein konsequentes Data Governance-Programm benötigt. In Kombination mit Sicherheit, Nachverfolgbarkeit und dem langfristigen Datenerhalt können Unternehmen dann sicherstellen, dass sie aus den Daten Mehrwert erzielen können. Dieses Konzept geht über MDM hinaus. Wir sehen heute schon, dass mehr und mehr Unternehmen solche Data Governance Technologien und Verfahren einsetzen, weil die Daten wirklich so extrem geschäftskritisch geworden sind.

S4B: Wie wird das Stammdaten-Management über den kompletten Lebenszyklus der Daten sinnvoll ausgerichtet?

Häußermann: Es ist wichtig, den Lebenszyklus von Daten im Blick zu haben. Unternehmen sollten wissen, welche Anforderungen die Anwender zu welchem Zeitpunkt an die Datenqualität haben. Die Anforderungen des Marketings sind andere als die eines Vertriebsmitarbeiters, der versucht, eine Bestellung aufzunehmen, oder die des Aftersales-Services. An welcher Position sich die Daten innerhalb ihres Lebenszyklus befinden, beeinflusst die Anforderungen an die Qualität einzelner Datenattribute.

Zuständigkeiten

S4B: Wer soll sich dann am besten um diese Herausforderungen kümmern?

Häußermann: Aus unserer Sicht ist das Daten-Management keine operative Aufgabe der IT, sondern ein strategisches Unternehmensthema, bei dem die Anforderungen an und der Umgang mit Daten aus den Geschäftsprozessen und den Anwendungen resultieren. Mit MDM, als einem Teilaspekt des Daten-Managements, lassen sich Dubletten innerhalb von Datenbeständen identifizieren. Trotzdem sollten Unternehmen dafür sorgen, dass erst gar keine doppelten Datensätze entstehen. Ein Service-Mitarbeiter sollte also zunächst schauen, ob für den Kunden bereits Stammdaten vorhanden sind, bevor er ihn neu angelegt. Das klingt vielleicht nach einer Binsenweisheit. Aber der Service-Mitarbeiter muss ja zunächst nach dem Kunden suchen, was je nach Leistung der IT-Infrastruktur etwas dauern kann. Ist der Datensatz gefunden, müssen dort häufig Informationen aktualisiert werden. Auch das nimmt Zeit in Anspruch. Für den Mitarbeiter kann es daher bequemer sein, gleich neue Kundendaten anzulegen. Arbeitet das Service-Center dazu noch auf Basis erfolgreich abgewickelter Tickets, werden beinahe automatisch Dubletten erzeugt.

S4B: Dabei stellt sich doch wieder die Frage nach einer „zentralen Instanz“ – wie soll das realisiert werden?

Häußermann: Für einen guten Datenbestand müssen alle Mitarbeiter an einem Strang ziehen. Ein Verantwortlicher für Data Governance übernimmt beispielsweise die Aufgabe, die Qualität der Kundendaten zu verbessern. In der Marketingabteilung wird dagegen ein übergreifender und vollständiger Blick auf den Kunden benötigt. Für eine gute Data Governance müssen die Metriken für die Geschäftsprozesse mit denen der Data Governance und MDM verbunden werden und gleichzeitig sollten die Applikationen möglichst einfach zu bedienen sein.

S4B: Welche Tools können da helfen?

Häußermann: Der zentrale Blick auf den Kunden wird mit einem Master Data Management-System möglich. Hierfür lassen sich Kundendaten aus dem gesamten Unternehmen, aber auch externe Daten von Dritten und Informationen aus den sozialen Medien zu einem einzigen Masterprofil zusammenführen. So entsteht ein umfassender 360 Grad Blick inklusive Details zur Kundenzufriedenheit oder Kaufhistorie. Auf Basis dieser Informationen ist es möglich, neue Vermarktungsstrategien einzusetzen, beispielsweise das Predictive Marketing. Damit werden keine Massenmails mehr versendet, sondern es lassen sich kosteneffektive, fokussierte und hoch wirksame Kampagnen und Kommunikationsmaßnahmen implementieren. Das Ergebnis wird an einem Plus an Kaufabschlüssen deutlich.

Rainer Huttenloher