Software und Strategien für den erfolgreichen Mittelstand

Spezialistengespräch mit Kai Hambrecht, GRAU DATA

„Power-Plattform liefert mehr Performance als x86“

Kai Hambrecht, Leiter Service/Support bei GRAU DATA

Mit der forcierten Öffnung der Power-Plattform und dem Einsatz von PowerLinux offeriert IBM Optionen für Software-Hersteller, die eine Ergänzung oder Alternative zu ihrer bestehenden x86-Linux-Schiene suchen. Bei GRAU DATA wurde die Anwendung GRAU DataSpace 2.0 auf PowerLinux portiert. Welche Aufwände damit verbunden sind, aber auch welche Chancen sich dadurch ergeben, verdeutlicht Kai Hambrecht, Leiter Service/Support bei GRAU DATA im Interview mit dem Midrange Magazin(MM).

Schwierigkeiten

MM: Wie schwierig war die Portierung der Lösung von x86 auf PowerLinux?
Hambrecht: Unsere Software GRAU DataSpace 2.0 ist eine Java-Anwendung und damit grundsätzlich plattformunabhängig. Dennoch waren einige Anpassungen hinsichtlich der verfügbaren Java Virtual Machines notwendig, und auch die Paketierung musste für die Linux-on-Power-Plattformen ergänzt werden. Insgesamt hielt sich der Aufwand jedoch in einem überschaubaren Rahmen. Unterstützt hat uns auch das IBM Innovation Center in Ehningen.

MM: Warum erachten Sie die Power-Plattform für RZ- und MSP-Betreiber als so interessant, dass Sie eine Portierung der Lösung vorgenommen haben?
Hambrecht: Wir arbeiten mit verschiedenen MSP-Betreibern zusammen, die unseren DataSpace 2.0 als Service im Gesamtpaket anbieten. Einige dieser Betreiber setzen dabei verstärkt auf die Power-Plattform, die sich im Hosting-Umfeld beispielsweise für SAP oder andere ERP-Systeme etabliert hat. Mit der Portierung des DataSpace 2.0 können die MSP-Betreiber diesen Service auf derselben Hardware anbieten, dank Hardware-Virtualisierung der Power-Plattform sogar absolut unabhängig von anderen Anwendungen.

Öffnung

MM: Welche Vorteile sehen Sie in der Öffnung der Power-Plattform – hin zu OpenPOWER und sogar der Lizenzierung an andere Prozessorhersteller?
Hambrecht: In der OpenPOWER Foundation haben sich eine ganze Reihe namhafter Hersteller von Hardware-, Infrastruktur- und Software-Komponenten formiert. Somit ist das Power-Ökosystem nicht mehr ausschließlich in der Hand von IBM. Neben Mainboards oder IO-Adaptern gibt es mittlerweile sogar OpenPOWER-CPUs anderer Hersteller. Dies öffnet die Power-Plattform auch für all diejenigen, die diese bisher aufgrund des sogenannten Vendor-Lock-in durch IBM kritisch gesehen haben.

Rainer Huttenloher

Künftige „Mobile Threats“

Wie werden sich die „Mobile Threats“ künftig entwickeln?
Arandjelovic: Gemäß aktuellen Marktprognosen werden mobile Bezahlungssysteme immer häufiger genutzt. Vor allem bei kontaktlosen Methoden sollten Hersteller zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen wie Biometrie oder Zwei-Faktor-Authentifizierung einführen, um Missbrauch zu erschweren. Ein großes Problem bleiben nicht-gepatchte Altsysteme. Falls die Hersteller nicht eine automatische Aktualisierung anbieten, dürften immer mehr Sicherheitsanbieter aus dem PC-Bereich ihre Aktivitäten in Richtung mobile Lösungen verstärken. Da die Bandbreiten weiter steigen sowie die Verarbeitung immer größerer Datenmengen möglich ist, erhöht sich die Gefahr gezielter, individueller Angriffe auf einzelne Personen und Mitarbeiter. Auch die Nutzung von Cloud-basierten Applikationen wächst, so dass Cyberkriminelle potentiell auf noch mehr persönliche Daten zugreifen können. Unternehmen und Sicherheitsanbieter sollten stärker auf diese „Advanced Malware“ im Zuge der Advanced Persistent Threats achten – sowie auf fortgeschrittene Ransomware und Spyware. Zudem stellen wir fest, dass mobile Gefahren immer bösartiger werden.

Wie sehen sie die Plattform Windows 10 Mobile im Sicherheits-Kontext?
Arandjelovic: Wie bei anderen mobilen Plattformen müssen die Nutzer von Windows 10 Mobile-Geräten mit dem Risiko umgehen, dass kleinere Bildschirme und verborgene URLs möglicherweise die Weiterleitung auf bösartige Websites oder Downloads verschleiern. Eine Herausforderung, die dies auf Windows 10 erschweren könnte, liegt ausgerechnet an einem der großen Vorteile der Plattform: Grundsätzlich läuft das gleiche Betriebssystem auf PCs, Notebooks, Tablets und Smartphones. Ein Grund, warum Malware-Entwickler noch nicht so stark auf mobile Plattformen zielen, liegt am Aufwand zur Anpassung der Schadprogramme an verschiedene Betriebssystemumgebungen. Doch der einheitliche Ansatz von Microsoft dürfte diesen reduzieren, so dass Kriminelle für Windows 10 PCs entwickelte Schadprogramme für Angriffe gegen Windows 10 Mobilgeräte wiederverwenden. Da Smartphones nicht die gleiche Sicherheitssoftware installiert haben dürften, wie Antivirus oder Intrusion Detection, könnten sie sogar noch anfälliger gegen diese Angriffe sein als die PCs, für die sie ursprünglich geschrieben wurden.

Rainer Huttenloher