Software und Strategien für den erfolgreichen Mittelstand

Roundtable-Diskussion von SAP-Partnern zu Hana

Hana stößt die Tür zu neuen Anwendungsbereichen auf

Diskutierten über den Nutzen von Hana (v.l.): Lutz Veldman, Geschäftsführer Power Reply, Werner Thron, Key Account Manager Esker GmbH, Tobias Wahner, Geschäftsführer ITML, Holger Behrens, Vorstand Cormeta AG, Claus Werner, Partner bei mip Management Informationspartner GmbH, Rainer Huttenloher, Moderator und Chris Kohlsdorf, Geschäftsführer Realtech.

Zu einem Trendthema im SAP-Umfeld – Hana – haben sechs SAP-Partner im Roundtable der Solutions for Business (S4B) diskutiert. Dabei sind es vor allem die heute noch nicht absehbaren Potenziale, die den Einsatz von Hana beflügeln werden – so lautet das Resümee der Experten.

Umstiegsfrage

Wer heutzutage eine Diskussion zu SAP veranstalten möchte, der muss sich dem Thema Hana widmen. Damit wird alles viel schneller – so lautet die „Message“ aus der Walldorfer Marketingmaschinerie. Zudem ist der Ersatz für die bisher notwendige Datenbank – sei es Oracle, DB2, Microsoft SQL Server oder…  -- damit direkt von SAP verfügbar. Doch ehe man sich auf eine neuartige Technologie einlässt, versuchen viele Unternehmen erst mal das Nutzenpotenzial abzuschätzen.

Dazu haben sechs SAP-Partner in der Roundtable-Diskussion von Solutions for Business erste Erfahrungen zu Hana besprochen. Die Einstiegsfrage für diese Thema muss selbstverständlich lauten: In welchen Anwendungsbereichen kann Hana seine Vorteile ausspielen und wie soll man darauf umsteigen.

„Wir sind von Hana überzeugt“, so bringt es Tobias Wahner, Geschäftsführer beim SAP-Partner ITML, auf den Punkt. Es ergeben sich nach seiner Ansicht für viele SAP-Anwender ganz neuartige Einsatzmöglichkeiten. „In den ersten Anläufen war das Kosten-Nutzenverhältnis noch nicht für die breite Masse passend, seit Anfang des Jahres bietet SAP aber auch hier sehr interessante Modelle an, so dass ein breiter Markt adressiert werden kann.“ Der Business-Nutzen müsse aber im jeweiligen Anwendungsfall untersucht werden.

„Wenn nun ein bestimmter Prozess nicht mehr 19 Minuten, sondern nur mehr 2 Minuten dauert, ist das bestimmt kein großartiger Gewinn“, gibt Wahner zu Bedenken. „Wenn aber ein Prozess von zwei Tagen auf zwei Stunden reduziert werden kann, wird der Nutzen schon besser greifbar.“ Vor allem im Bereich der mobilen Szenarien entscheiden nach seiner Erfahrung häufig Sekunden über die Akzeptanz und Nutzung der Software. „Hier hebt uns Hana auf die nächste Stufe“, gibt sich Wahner überzeugt. „Wir haben auch schon erste Kunden live auf Hana, können also echte Werte nennen. Die Kunden sind auf alle Fälle sehr zufrieden.“

Auf mehr als 25 Jahre Erfahrung in den Themenbereichen Business Intelligence (BI) und Data Warehouse verweist Claus Werner, Leiter Global Services bei mip Management Informationspartner GmbH: „Uns hat das Zusammenwachsen von ERP und BI/Data Warehouse bei Hana gut gefallen.“ Die ersten Projekte auf Hana seien aus seiner Sicht sehr erfolgreich gewesen. „Wo SAP noch nacharbeiten muss, sind die Konfigurationen, in denen klassisches ERP auf Hana gesetzt werden soll“, erläutert Werner. „Erste Tests haben gezeigt, dass man nicht automatisch auf eine Hana-Datenbank gehen kann. Das Datenmodell muss geändert werden – das erfordert viel Know-how im Bereich der Beratung.“

Neue Datenmodelle

Nach seiner Einschätzung haben sich viele Leute in der Industrie dem Data Warehouse nicht gewidmet, weil es zu komplex war, vernünftige Aussagen herauszufinden. „Nun brauchen wir gute Berater, um neue Datenmodelle aufzubereiten, damit die Geschwindigkeitsvorteile von Hana auch zum Tragen kommen“, stellt Werner fest.

Ein weiterer Punkt sei der Reifegrad – eine Hana-Datenbank befinde sich derzeit auf dem Release-Stand 1.6, wogegen Oracle bei seiner Datenbank schon bei 11.x rangiere. „Da sind schon noch technische Details zu entwickeln“, so Werner, „aber wie gesagt: Wichtig ist die Qualität der Berater“.

Auch bei Power Replay ist Hana bereist im Einsatz, wie der Geschäftsführer Lutz Veldman berichtet: „Wir haben Hana schon seit eineinhalb Jahren laufen – man kommt recht schnell weiter. Wir haben uns auch sofort Anwendungsfälle für Kunden angeschaut.“ Interessant sei CRM auf der Basis von Hana: „Die Zugriffe sind etwas anders, da muss man sich bei einigen Select-Anfragen umorientieren, doch das sind vielleicht zehn Tage mehr Aufwand beim Implementieren.“

Die Anwender nehmen das nach seiner Erfahrung sehr gut auf – vor allem weil SAP mittlerweile auch preislich interessante Optionen biete: „Wir versuchen seit einiger Zeit zusammen mit der Boston Consulting Group die Vorteile vor allem aus betriebswirtschaftlicher Sichtweise darzustellen. Das interessiert die Kunden sehr stark. Wichtig ist vor allem, dass wir schon nach sechs Wochen unglaubliche Ergebnisse vorweisen können.“

Eine weitere Option, von der sich Veldmann viel verspricht, ist Hana aus der Cloud: „Das reduziert die Investition massiv. Cloud-Lösungen mit Hana sind interessant, weil in diesen Aufgabenbereichen oftmals nicht personalisierte Daten in sehr schneller Zeit analysiert werden müssen. Hierfür braucht sich der Anwender nur den Speicherplatz und den Service bei der SAP mieten. Das übernimmt im Moment sozusagen die Rolle einer Einstiegsdroge.“

Eine Schwierigkeit sieht Veldmann dennoch: „In der Diskussion mit Unternehmen hat man früher gesagt, man solle Oracle mit SAP einsetzen, dann lautete die Devise, man soll von Oracle weg gehen, zwischendurch waren Sybase und MySQL en vogue und nun kommt mit Hana eine neue Option ins Spiel, die man favorisieren soll. Da herrscht bei einigen Anwendern  schon eine gewisse Verwirrung.“

„Mit Hana wird es auch etwas einfacher, weil man mehr mit Rohdaten umgehen kann und nicht mit Data Cubes agieren muss, die dann aufwändig umgebaut werden, wenn sich die Anforderungen ändern“, erläutert Holger Behrens, Vorstand bei der Cormeta AG. „Es geht auch nach meiner Sicht darum, sich auf neuartige Dinge zu konzentrieren – die man bislang – also ohne Hana – noch gar nicht technisch adressieren kann. Wir haben zum Beispiel einen Anwender, der möchte für jeden seiner 500 Kunden die Preisliste alle zwei Stunden neu herausgeben – und zwar neu durchkalkuliert. Das schaffen sie mit heutigen Systemen nicht. Das Beste was wir mit einem traditionellen Ansatz geschafft hatten, war ein halber Tag.“

Hier könne man mit Hana punkten, müsse allerdings die Prozesse auf die neuen Möglichkeiten umschreiben, so dass sie in der Hana-Umgebung auch entsprechend schnell ablaufen. Dann rentiert sich die Mehrinvestition in die Hardware und die paar Tage mehr Implementierungsaufwand.“

Für Chris Kohlsdorf, Geschäftsführer Realtech, ist bei Hana noch nicht alles Gold: „Wir sehen noch ungeklärte Betriebsfragen etwa bei Hochverfügbarkeit oder dem Restore der Datenbank. Doch wir erkennen sehr wohl, dass Hana eine Zukunftsplattform ist.“ Irgendwann werde SAP alles auf Hana ausliefern: Sybase oder MySQL werden dann wohl nicht mehr gebraucht. Aber Kohlsdorf mahnt zur Vorsicht: „Die Einschätzung ‚Wir haben das bisherige BI und machen es mit Hana schneller‘ –  ist zu kurz gegriffen. Wir sollten erst Szenarien suchen, die wir bisher noch gar nicht angehen konnten – das wird der Trumpf für den Erfolg von Hana sein.“ Doch das werde noch einige Zeit dauern – aber SAP stecke gerade hier sehr viel Engagement rein.

Rainer Huttenloher