Software und Strategien für den erfolgreichen Mittelstand

Hohe Erwartungen an PowerLinux-Systeme

„Erst die Anwendungen garantieren die Akzeptanz“

Wolfgang Greulich, Inhaber WS Datenservice

Speziell die PowerLinux-LC-Modelle der IBM haben das Potenzial, die Lücke zu schließen, die nach dem Verkauf der x86-Sparte an Lenovo gerissen wurde: Es handelt sich um preislich attraktive Systeme, die mit guter Technologie eine echte Alternative zu x86-Servern darstellen. Das Midrange Magazin hat einige Stimmen eingefangen, die die Zukunft von Linux auf der Power-Architektur betreffen.

Ein Trendzeichnet sich dabei ab: Entscheidend für die Akzeptanz – vor allem im Mittelstand – wird die Verfügbarkeit von Lösungen auf dieser Plattform sein

Erwartungen

Peter Jürß, Senior IT Architekt, Data Center Architecture bei Fritz & Macziol,: „Es war der richtige Schritt, die Architektur zu öffnen und damit andere Hersteller zu ermutigen, selber Systeme zu bauen.“ (Quelle: FuM)

Die IBM-Partner erwarten, dass sich das Engagement auszahlt, das IBM mit den PowerLinux-Systemen (speziell der LC-Serie), im Linux-Bereich zeigt. „Durch die enge Entwicklungspartnerschaft von IBM und SUSE profitieren unsere Kunden in der Kombination von IBM Power mit SUSE Linux Enterprise Server von Kosteneinsparungen“, erläutert Marcus Kraft, Senior Product Manager SUSE Linux Enterprise bei SUSE. „Sie können kritische Data Center Services zuverlässig und sicher anbieten. Hier ist der Bedarf sehr groß.“

„Die Kombination aus POWER-Prozessor und PowerLinux stellt eine sehr interessante Alternative zu x86-basierten Umgebungen dar“, gibt sich Wolfgang Greulich, Inhaber von WS Datenservice, überzeugt. „Denn diese Systeme erweisen sich als deutlich performanter als die „Linux on x86“-Variante. Doch entscheidend für die Akzeptanz – vor allem im Mittelstand – wird die Verfügbarkeit von Lösungen auf dieser Plattform sein.“ Hier will die WS Datenservice zum Beispiel den Mail-Server Scalix auf der PowerLinux-Schiene in den Markt bringen. „Mit Scalix auf PowerLinux stellen wir eine attraktive Lösung für mittelständische Anwender zur Verfügung, die eine Alternative zu einem Exchange-Server in Betracht ziehen. Denn diese Lösung läuft so stabil, wie es die Anwender von der IBM i-Welt her gewohnt sind.“

Für Scalix – aktuell ist die Version 12.5 – spreche die enge Outlook-Integration (es unterstützt Outlook bis zur Version 2013 mit dem vollständigen Funktionsumfang) sowie die native Unterstützung einer Vielzahl an Mobilgeräten. „Wer 5, 50 bzw. 500.000 Postfächer und eine entsprechende Collaboration-Funktionalität braucht, der ist mit Scalix auf PowerLinux bestens bedient“, so skizziert Greulich die Zielgruppe für derartige Lösungen. Zudem könne man Scalix auch als Managed Service beziehen – dann entfallen beim Anwenderunternehmen alle Wartungsarbeiten am Mailserver.

Mehr durch die Hardware-Brille sieht man bei Fritz & Macziol die LC-Serie. „Es bleibt abzuwarten, ob und inwieweit die PowerLinux-Modelle die Lücke schließen können, die sich durch den Wegfall des klassischen Unix und seit letztem Jahr auch des x86-Markts im Hardware-Bereich für IBM auftut“, erklärt Peter Jürß, Senior IT-Architekt, Data Center Architecture bei Fritz & Macziol. „Aber es war der richtige Schritt, die Architektur zu öffnen und damit andere Hersteller zu ermutigen, selber Systeme zu bauen. Denn die Maschinen sind eine echte Alternative zu x86-Servern. Ob und welchen Erfolg die Systeme haben werden, hängt am Ende aber auch davon ab, ob es IBM zusammen mit anderen Herstellern gelingt, die notwendige Anwendungslandschaft verfügbar zu machen.“

Diese Einschätzung teilt man auch bei der Profi AG. „Die im vergangenen Oktober angekündigte IBM-Power-Systems-LC-Server-Familie dient ausschließlich Linux-basierten Anwendungen mit einem Fokus auf Cloud Services und verteilten Cluster-Workloads“, ist Sascha Helmkamp, Senior System Engineer der PROFI Engineering Systems AG, überzeugt. Der Erfolg hänge somit stark davon ab, ob sich Global Player und die großen Service Provider mit derartigen Workloads für die Power LC-Serie entscheiden.

Erfolgsfaktoren

Marcus Kraft, Senior Product Manager SUSE Linux Enterprise, bei SUSE, Quelle: SUSE

Allerdings müssten einige Faktoren erfüllt sein, dass der Markt die PowerLinux-Systeme akzeptiert. „Die Akzeptanz wird hauptsächlich von der Anwendungsverfügbarkeit abhängen, aber auch davon, wie einfach es ist, die Systeme in bestehende Umgebungen zu integrieren und in ihnen zu betreiben“, so Sascha Helmkamp. „Ich denke, IBM hat hier schon viel erreicht in Bezug auf Offenheit der Plattform und der verwendeten Technologien – wie zum Beispiel KVM. IBM hat jedoch noch einiges an Arbeit vor sich.“

Für Peter Jürß wird die Akzeptanz durch mehrere Faktoren generiert: „Einerseits ist hier natürlich die Anwendungsverfügbarkeit zu nennen. Es wäre naiv, zu glauben, dass ein potenzieller Kunde die Hardwarearchitektur tauscht, wenn er gleichzeitig auch noch gezwungen wäre, seine Anwendung oder Teile davon auszuwechseln. Es mag solche Situationen geben, aber sie sind doch eher selten.“

Ein wichtiger Punkt sei noch das vorhandene Wissen über eine Technologie- oder System-Plattform, so der FuM-Experte. „Hier ist es sicherlich ein Vorteil, dass sich PowerKVM wirklich nur vom Namen her von KVM unterscheidet. Dies bedeutet: Jemand der sich mit KVM auskennt, wird sich auch sofort auf einem PowerLinux-System ‚zu Hause‘ fühlen. Interessant ist auch, wie einfach ein solches System in eine bestehende Landschaft zu integrieren ist bzw. wie aufwendig es ist, das System ‚up and running‘ zu bekommen. Und natürlich darf man den Preis nicht vergessen, aber hier sind die Systeme wirklich konkurrenzfähig. Auch wenn schon viele dieser Punkte adressiert sind, gibt es noch genügend Raum für Verbesserungen.“ Laut Marcus Kraft sind IBMs Partnerschaften mit Partnern wie SUSE oder SAP entscheidend für den Erfolg: „Wir müssen unseren Kunden erstklassige Performance, Skalierbarkeit, Sicherheit und Hochverfügbarkeit zu vernünftigen Preisen bieten können.“

Performance

Bei der Leistungsfähigkeit der PowerLinux-Systeme gegenüber den Intel-basierten Servern fällt die Bewertung ziemlich einheitlich aus: „Die Leistungsfähigkeit der PowerLinux-Systeme kann sich auf jeden Fall mit der von Intel-basierten Systemen messen“, gibt Sascha Helmkamp zu Protokoll. „Das Preis-Leistungs-Verhältnis der Power LC-Serie ist zudem durchaus konkurrenzfähig, vor allem bei TCA-Betrachtungen mit per Socket bzw. CPU lizenzierten Software-Produkten.“ In Bezug auf die Leistungsfähigkeit ordnen sich für Peter Jürß die LC-Systeme aller Voraussicht nach irgendwo zwischen den großen IBM Power-Servern und den aktuellen x86-Servern ein – aber die verfügbare Geschwindigkeit eines Systems sei nur ein Baustein von vielen.

Für Marcus Kraft eignen sich einige Teilmärkte besonders für die PowerLinux-Systeme: „Ich sehe hier den SAP-Markt und besonders das Thema Big Data adressiert. Mit SUSE Linux Enterprise Server als führender Linux-Distribution für SAP-Lösungen auf Linux bietet SUSE das erste Betriebssystem, das SAP HANA auf IBM Power Systems unterstützt und hochverfügbare, geschäftskritische Echtzeitanalysen liefert, individuell anpassbar an die Unternehmensbedürfnisse."

Rainer Huttenloher