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Montag, 24. Juni 2013

Platform-as-a-Service eignet sich als Einstieg in Cloud-Thema

Cloud-Konkurrenten: Die Bewertung der Anbieter von Platform-as-a-Service als Quadrant. (Quelle: Experton)

Experton hat 20 Cloud-Plattformen als Platform-as-a-Service (PaaS) bewertet. Im „Krieg der Plattformen“ konkurrieren die Cloud-Anbieter vor allem um das kreative Talent der Softwareentwickler und Independent Software Vendor (ISV). Mit der SAP NetWeaver Cloud steht SAP im Leader-Quadranten für PaaS.

PaaS und damit verbunden Test und Development von Anwendungen stellt laut Experton eines der zentralen Anwendungsszenarien für Cloud Computing dar. Dabei sind die Anforderungen an eine solche Cloud-Umgebung durchaus heterogen und abhängig von der Zielgruppe, die vom einzelnen Entwickler über Großunternehmen bis hin zum ISV reicht.

Ohnehin stelle das Testen und Entwickeln auf einer Cloud-Plattform einen idealen Einstieg in das Cloud-Computing-Modell dar. Dies hat nach Meinung der Experton-Analysten Carlo Velten und Steve Janata mehrere Gründe: So ist das damit verbundene Risiko gering, während die Nutzung gleichzeitig einen relativ hohen Wertbeitrag liefert. Beispielsweise lassen sich die, häufig immer noch zu langen Zeiten, die vergehen bis eine Applikation betriebsbereit ist, deutlich verkürzen. Dies liegt maßgeblich am hohen Grad der Standardisierung und Automatisierung solcher Plattformen. In Verbindung mit den dort eingesetzten Pay-per-Use-Modi ergeben sich somit auch handfeste Kostenvorteile, die wiederum neue Freiräume für Investitionen und Innovationen schaffen.

Aber auch die Tatsache, dass die neue Generation von Anwendungen, durch schnellere Release-Zyklen, das Testing und Staging immer mehr erschwert, spricht für den Einsatz von PaaS. Die Plattformen müssen derart ausgelegt sein, dass sie bestmöglich die in den unterschiedlichen Entwicklungsphasen anfallenden Herausforderungen unterstützen.

„Es steht außer Frage, dass die Zielgruppe der Developer eine strategisch wichtige Rolle bei der langfristigen Kräfteverteilung in der Wolke spielt“, konstatieren die Studienautoren. „So besteht für neu entwickelte Applikationen und Webdienste eine viel höhere Affinität zum Betrieb in der Cloud, da diese auf Basis moderner Architekturkonzepte und Programmiersprachen entwickelt werden.“ Die PaaS-Plattformen seien daher ein wichtiger Indikator für die Entwicklung des gesamten Cloud-Marktes und die Digitalisierung der Geschäftsprozesse. Experton Group schätzt, dass bis Ende des Jahres 2013 in Deutschland über 86 Millionen Euro für PaaS ausgegeben werden. Die Ausgaben steigen in den kommenden Jahren stark und liegen Ende 2014 bei rund 151 Millionen Euro.

Die Anzahl der relevanten PaaS-Plattformen hat sich im deutschen Markt weiter gesteigert. Innerhalb der der diesjährigen Studie zum Cloud Vendor Benchmark hat die Experton Group insgesamt 20 relevante Anbieter in die Bewertung aufgenommen, gegenüber 14 im letzten Jahr. Da einige Plattformen wie Google AppEngine oder Amazon Web Service seit über fünf Jahren entwickelt und ausgebaut werden, haben diese mittlerweile eine relativ hohe Marktreife erreicht und eignen sich durchaus für die Entwicklung und den Betrieb professioneller Softwarelösungen, Cloud Apps sowie Enterprise-Anwendungen.

Experton Group sieht in der SAP Netweaver Cloud eine große Chance, speziell für Unternehmensanwender und deren Integrationspartner, moderne Cloud-Services zu entwickeln, die sich wiederum gut in die bestehende SAP-Prozess- und Applikations-landschaft integrieren lassen. „Gegenüber den bereits etablierten Playern wie Microsoft Azure, AWS und Google AppEngine, liefert SAP erstmals eine PaaS-Plattform, die sich nicht hauptsächlich an Webentwickler, sondern vor allem an Unternehmenskunden richtet“, streichen die Experton-Analysten Carlo Velten und Steve Janata hervor.

Was SAP als Herausforderung noch ins Haus steht, sei das Enabling und Training seiner Kunden und Partner, die mit dem neuen Cloud-Paradigma bisher nur wenig vertraut sind. Auch wird die SAP NetWeaver Cloud zeigen, inwieweit die Kunden die Innovationen der HANA-Datenbanktechnologien zu schätzen und einzusetzen wissen. Die Entwicklung der letzten zwölf Monate der SAP NetWeaver Cloud belegen angeblich die neue Ernsthaftigkeit, mit der SAP seine neue Cloud-Strategie in die Tat umsetze.

Amazon und Salesforce stellen auch in 2013 noch die führenden PaaS-Plattformen. Amazon verfolgt weiter die Strategie, über eine möglichst breite, offene und hybride  Plattform, eine Vielfalt an Entwicklungsszenarien und Anwendungsbereiche abzudecken. Salesforce verfolgt mit seiner Salesforce Platform trotz der Unterstützung multipler Programmiersprachen und Entwicklungstools einen deutlich stärker integrierten PaaS-Ansatz. So stellt Salesforce seine Datenbank database.com als Grundlage für die Entwicklung neuer Anwendungen als Cloud-Service zur Verfügung. Diese ist vollständig durch Salesforce gemanagt und kann von Entwicklern über verschiedene APIs genutzt werden. Mit einer hohen Anzahl an Entwicklungspartnern und Apps – Experton zählt über 1,5 Millionen – eine der stärksten PaaS-Plattformen am Markt.

Einen großen Entwicklungssprung gegenüber dem letzten Jahr konnte Microsoft mit seiner Azure-Plattform machen. Entwicklern steht nach dem Relaunch nicht nur eine kombinierte IaaS-/PaaS-Plattform zur Verfügung. Auch hat Microsoft die Bandbreite der angebotenen und auf der Plattform integrierten Tools deutlich erweitert. Mit „HDInsight“ können Entwickler beispielsweise das Hadoop-Framework als Service zur Umsetzung von Big Data- und Analytics-Projekten nutzen.

„Für weitere Wettbewerbsdynamik sorgen neben dem Relaunch der „Google Cloud-Platform“ vor allem der Markteintritt von HP und SAP sowie die neuen strategischen Initiativen auf Seiten von VMware“, erklären die Studienautoren. So gehen Teile der Aktivitäten rund um die PaaS-Platform CloudFoundry in einer neuen Geschäftseinheit namens Pivotal Initiative auf, die rund 1.400 Mitarbeiter und die Technologien und Offerings folgender Produktbereiche umfassen wird: EMC’s Greenplum, Pivotal Labs, VMware vFabric, Cloud Foundry und Cetas. Die PaaS-Angebote von VMware werden durch diese Initiative voraussichtlich stärker an Big Data-Szenarien und Workloads ausgerichtet.

Mit seiner HP Cloud-Plattform bietet HP nicht nur IT-Betriebsverantwortlichen, sondern auch Softwareentwicklern eine hoch interessante Cloud-Plattform. Auch hier bewertet Experton Group die Kombination und Integration von IaaS- und PaaS-Services als sehr positiv. Die PaaS-Komponenten der HP Cloud setzen auf dem offenen CloudFoundry-Framework auf und unterstützten viele moderne Programmiersprachen.

Auf der SAP NetWeaver Cloud, die auf dem Eclipse-Framework und SAPs HANA In-Memory-Datenbanktechnologie basiert, können Unternehmenskunden Java-Anwendungen und Cloud-Services entwickeln und diese auch auf der Plattform betreiben. „SAP bietet zudem Unterstützung für weitere Entwicklungswerkzeuge und verschiedene Einstiegspakete, die sich hinsichtlich Datenbank-Sizing, Compute Units und Brandbreite unterscheiden“, betonen die Experton-Analysten. „SAP hat nach dem Launch der Plattform im letzten Jahr ein sehr hohes Entwicklungstempo an den Tag gelegt und massiv in den Aufbau der Plattform investiert.“

IBM verfolgt analog zu Amazon AWS mit seiner IBM SmartCloud Enterprise-Plattform einen offenen und modularen PaaS-Ansatz, der Entwicklern Auswahl- und Kombinationsfreiheit hinsichtlich der zu nutzenden Infrastrukturressourcen und Entwicklungswerkzeuge bietet. „Die IBM-Plattform zeichnet sich ebenfalls durch eine hohe Standardkonformität aus und bietet vor allem Entwicklern in Großunternehmen die Möglichkeit, die gewohnten Sicherheits- und Berechtigungsprozeduren auch bei der Entwicklung in der Cloud umzusetzen“, werten die Experton-Analysten.

Der Fokus auf große und mittelständische Unternehmen könne für selbstständige Entwickler oder Startups allerdings von Nachteil sein: „So bietet IBM keine offene API und einige der neuen Entwicklungsframeworks werden nicht unterstützt. Zudem hat IBM in den vergangenen zwölf Monaten nicht mit der Entwicklungsgeschwindigkeit der Wettbewerber Schritt gehalten und nur wenige neue Technologien auf der Plattform zur Verfügung gestellt.“ Auch sei das Verhältnis zwischen den IBM-eigenen und den Partnertechnologien auf der Platform mehr als unausgewogen, kritisiert Experton. Trotz eines guten Starts und einer ausgereiften Plattform, scheint PaaS derzeit nicht im strategischen Fokus der IBM zu liegen, den Experton Group eher im Bereich der Private und Managed Private Clouds verortet. (rr)

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