Software und Strategien für den erfolgreichen Mittelstand

Mobile Systeme im Industrieeinsatz

IT-Ressourcen an jedem Platz

Antony Bourne ist Global Manufacturing Industry Director bei IFS; Quelle: IFS

Mit komplexer und tiefer werdenden Produktionsprozessen, zunehmendem Wartungs- und Service-Aufwand, immer kürzeren Produktionszyklen, steigenden Anforderungen an die Qualität und durch immer umfangreichere Regularien müssen grundsätzlich intelligente Ressourcen überall im Unternehmen verfügbar sein. Doch ihre traditionelle "Ortsfestigkeit" beschränkt die Flexibilität und Effizienz der Prozessorganisation – die IT-Ressourcen müssen sich in den Prozessen ebenso frei bewegen können, wie es die Mitarbeiter tun, die mit ihnen arbeiten:

Der Service-Techniker braucht die IT dort, wo die zu wartende Maschine steht, nicht dort, wo ein Computer steht. Damit muss Mobility in die Anwendungen einziehen – und das gelingt sehr gut mit Hilfe von Business-Apps.

Flexibilität gefordert

Auch aus den Fabriken sind Notebooks mittlerweile nicht mehr wegzudenken – in den nächsten Jahren werden sich die Unternehmen weitere Anwendungsszenarien erschließen. Quelle IFS

Die IT war zwar schon in den 70er-Jahren in die industrielle Produktion eingezogen, aber die "intelligenten" Ressourcen waren seither im Wesentlichen stationär: Abmessungen und Gewicht der Systeme selbst, ihre Stromversorgung und nicht zuletzt die Kommunikationsinfrastruktur ließen einen mobilen Einsatz der Systeme entsprechend den jeweiligen Prozessen nur in sehr engen Grenzen zu. Steuerungsgeräte, Überwachungskonsolen und auch Informationssysteme, die beispielsweise Baupläne und Wartungsinformationen zur Verfügung stellen, waren an feste Plätze gebunden.

So erfolgte die Überwachung von Anlagen an den Anlagen selbst oder an einem dafür eingerichteten Leitstand, Wartungsdaten konnten im Büro eingesehen oder von dort bestenfalls in Auszügen mitgenommen werden. Natürlich ließ sich auch in Fabriken überall ein PC aufstellen – doch der konnte dann auch wieder nur dort, wo er gerade stand, genutzt werden und nirgends sonst. Die verfügbaren tragbaren Systeme boten wiederum nicht die benötigte Leistung und waren hinsichtlich Gewicht und Abmessung meist auch nicht so dimensioniert, dass ein Arbeiten "aus der Hand" damit problemlos möglich gewesen wäre. Laptops im Industrieeinsatz wurden daher zumeist wie Standsysteme benutzt oder sie waren fest in Fahrzeuge eingebaut. Spezielle Geräte, wie Handscanner im Lagerbetrieb oder Inventurerfassungsgeräte, erlaubten zwar ein mobiles Arbeiten, waren aber auf bestimmte, eng abgegrenzte Funktionen festgelegt.

Mit komplexer und tiefer werdenden Produktionsprozessen, zunehmendem Wartungs- und Service-Aufwand, immer kürzeren Produktionszyklen, steigenden Anforderungen an die Qualität und durch immer umfangreichere Regularien müssen grundsätzlich intelligente Ressourcen überall verfügbar sein. Ihre traditionelle "Ortsfestigkeit" beschränkt die Flexibilität und Effizienz der Prozessorganisation – die IT-Ressourcen müssen sich in den Prozessen ebenso frei bewegen können, wie es die Mitarbeiter tun, die mit ihnen arbeiten: Der Service-Techniker braucht die IT dort, wo die zu wartende Maschine steht, nicht dort, wo ein Computer steht.

Es gibt daher heute einen großen Bedarf an flexibel einsetzbarer IT, also an mobilen Endgeräten, die jederzeit schnell an unterschiedlichen Stellen innerhalb und außerhalb des jeweiligen Betriebs zur Verfügung stehen. Sie müssen dabei grundsätzlich die gesamte Leistung der internen IT bereitstellen, auch wenn in konkreten Situationen immer nur Ausschnitte davon benötigt werden. Mobile Systeme bieten insbesondere den Vorteil, dass man mit ihnen Informationen sehr einfach vor Ort erfassen beziehungsweise abfragen kann und die jeweiligen Daten in "Echtzeit" zur Verfügung stehen, gleich ob es um einen bestimmten Lagerbestand, den aktuellen Zustand einer An-lage oder um Informationen zu einem konkreten Auftrag geht.

Angesichts fehlender technisch realisierbarer Alternativen hatte sich die Industrie mit stationären Systemen natürlich arrangiert, so dass die fehlende Flexibilität und Mobilität der IT-Ressourcen heute meist gar nicht als Mangel empfunden wird. Die Industrie spielt im Bereich der mobilen IT daher auch keine Rolle als „Early Adopter“, was ihr wiederum den Vorteil verschafft, auf ausgereifte und erprobte Technologien zurückgreifen zu können.

Einsatzszenarien

Mittlerweile hat die IT leistungsfähige Alternativen zu den stationären Systemen entwickelt. Moderne mobile Endgeräte – Smartphones, Tablets oder Ultrabooks – machen die IT-Ressourcen überall verfügbar. Sie sind leicht, haben geringe Abmessungen, benötigen keinen permanenten Stromanschluss und verfügen über integrierte Kommunikationsschnittstellen. Dabei ist das Handling deutlich einfacher als bei früheren mobilen Lösungen:

Das Bedienungskonzept ist standardisiert und den meisten Nutzern schon von ihren privaten Geräten her bekannt; der Einarbeitungs- und Schulungsaufwand ist daher gering. Damit erschließen sich mobilen Systemen in der Industrie ganz neue Anwendungsszenarien, so unter anderem:

•    Kundendienst und Wartung: Vor allem wenn Service-Arbeiten außer Haus erledigt werden müssen, etwa direkt beim Kunden oder an schwierigen Einsatzorten bieten mobile Systeme große Vorteile. Techniker können beispielsweise mit einem Tablet um-fassende Informationen nicht nur über bestimmte Anlagen, sondern auch über einzelne Aufträge, über Konfigurationen oder die Service-Historie abrufen. Sie können dabei auch gleich Ersatzteile anfordern oder auch visuell mit anderen Experten kommunizieren. Servicearbeiten lassen sich so schneller und zielgenauer erledigen. Durchgeführte Arbeiten können dann schnell dokumentiert werden, bei Bedarf auch mit Fotos.

•    Prozesssteuerung und -kontrolle: Verantwortliche für die Prozesssteuerung können mit mobilen Systemen die Prozesse unmittelbar am Ort des Geschehens in Echtzeit verfolgen, sie erhalten alle relevanten Daten in komprimierter Darstellung auf dem Tablet oder Smartphone und können diese Informationen gleich mit den Soll-Daten im ERP-System abgleichen.

•    Anlagenbedienung: Produktionsprozesse werden heute sehr flexibel aufgesetzt, um auch kurzfristige Änderungen realisieren zu können. Eng spezifizierte, stationäre Bediensysteme werden da-bei durch mobile, flexibel anpassbare Systeme ersetzt, so werden Anlagen vereinzelt schon durch Smartphones oder Tablets gesteuert.

•    Qualitätssicherung und Auditing: Qualität ist heute ein entscheidender Faktor im Wettbewerb, zugleich müssen Unternehmen ei-ne wachsende Zahl von Regularien einhalten, beispielsweise Umweltschutzauflagen. Die jeweils relevanten Prozesse lassen sich mit mobilen Systemen sehr leicht an Ort und Stelle überprüfen; der Fertigungsleiter oder der QS-Ingenieur kann beispiels-weise sofort in Prozesse eingreifen. Damit werden Qualitätssicherung und Auditing deutlich beschleunigt. Auch hier ist die Vor-Ort-Dokumentation ein wichtiger Anwendungsbereich.

•    Lager-Management: Mit mobilen Systemen lässt sich das Lager-Management verbessern, Lagerbestände und -bewegungen, etwa Inventur oder Sonderprüfungen, können einfach kontrolliert werden, auch im Außeneinsatz. Moderne Systeme erlauben hier eine flexible Anpassung an die jeweiligen Prozesse, Erfassungen können auch ad-hoc durchgeführt werden, etwa von zwischengelagerten Produkten in der Produktion.

•    Vertrieb: Vertriebsmitarbeiter können über mobile Geräte aktuelle Informationen aus den ERP-Systemen erhalten, beispielsweise über die aktuelle Liefersituation, über Projektdetails, die Auftragshistorie oder über spezielle Anforderungen der Kunden. Gerade bei komplexen industriellen Lösungen ist eine umfassende IT-Unterstützung im Beratungsprozess unverzichtbar.

Integration

Kontrolle und Steuerung von Anlagen können heute sehr effizient mit mobilen IT-Systemen durchgeführt werden. Quelle IFS

Die mobilen Endgeräte müssen natürlich über die Standardausstattung hinaus eine Reihe von Anforderungen erfüllen, um für den industriellen Einsatz in Frage zu kommen. Zum einen müssen sich die Smartphones, Tablets oder Ultrabooks nahtlos in die bestehende Unternehmens-IT einbinden lassen. Die interessanten Anwendungsfälle benötigen eine ständige Verbindung zu den ERP-Systemen. Aktuelle Informationen und Echtzeitverarbeitung setzen nicht nur die ständige Kommunikation mit der übrigen IT voraus, sondern auch Anwendungen, die damit umgehen können, gleich ob sie als Apps realisiert sind ober über einen Browser aufgerufen werden.

ERP-Systeme wie IFS Applications, die mobile Funktionen schon voll integriert mit-bringen und die auch über ein eigenes Eco-System von Apps verfügen, sind natürlich im Vorteil gegenüber Adaptionen oder zwischen-geschalteten Systemen von Drittanbietern. Die hohe Integrationsfähigkeit für mobile Systeme und Lösungen ist heute auch in der Industrie eine Basisanforderung für ERP-Lösungen.

Die andere zentrale Anforderung für die Nutzung mobiler System in der Industrie ist die Sicherheit. Wenn Wartungstechniker Fotos von defekten Anlageteilen aufnehmen, wenn Vertriebsmitarbeiter Stücklisten abfragen oder ein QS-Ingenieur Abgaswerte prüft, dann muss sichergestellt sein, dass diese Daten unter keinen Umständen woanders als am Bestimmungsort ankommen.

Der Austausch geschäftskritischer Daten über die Cloud ist eher problematisch, gesicherte Verbindungen zum Rechenzentrum des Unternehmens sind die Technik der Wahl. Auch hier sind Lösungen im Vorteil, die die Sicherheit schon im Design verankert haben, sowohl auf der mobilen als auch auf der stationären ERP-Seite. Mit mobilen Endgeräten können die Prozesse in der Industrie deutlich flexibler und effizienter werden, und ist die Infrastruktur einmal etabliert, so werden laufend neue Anwendungsszenarien dazukommen.

Gruppen von Anwendern mobiler Systeme in Unternehmen:

•    Gelegentliche Anwender verwenden Business-Apps auf Smartphone-Geräten, während sie unterwegs sind, beispielsweise bei auswärtigen Terminen. Diese größte Benutzergruppe im Mobilitätstrend verwendet meist private Geräte und Apps. Mit Business-Apps wird auch außerhalb der Geschäftsräume ein kontinuierlicher Informationsfluss aufrechterhalten.

•    Professionelle Anwender verwenden Mobilgeräte als wesentlichen Bestandteil ihrer Tätigkeiten. Außendienstmitarbeiter, Wartungstechniker oder Lager- und Verkaufspersonal müssen Daten unmittelbar auf einem Mobilgerät festhalten, sie müssen von beliebigen Orten aus mit den Business-Systemen kommunizieren können.

•    Transaktionsorientierte Anwender benötigen Zugang zum gesamten ERP-System auf ihrem mobilen System, nicht nur einzelne Business-Apps. In vielen Anwendungsfällen werden mobile Systeme die bisherigen stationären ersetzen.

IFS Applications 8 und mobile Systeme

IFS kennt die Vorteile, aber auch die Herausforderungen, die das Thema Mobilität für Industrieunternehmen mit sich bringt. IFS Applications 8 lässt sich perfekt mit den neuen mobilen Einsatzszenarien verbinden. Tablets und Smartphones können dabei auf das ERP-System in vollem Umfang zugreifen. Mit der innovativen und anwenderfreundlichen Touch-Screen-Oberfläche des IFS Enterprise Explorer – können Anwender die komplette Funktionsvielfalt von IFS Applications nutzen.

So haben beispielsweise Serviceingenieure mit IFS Mobile Work Order jederzeit Zugriff auf aktuelle Informationen. Die mobile IFS-Lagerverwaltungslösung stellt ein Prozess-gesteuertes Interface für mobile Geräte zur Verfügung, mit dem sich alle Lagerabläufe abdecken lassen. Der IFS Sales Companion ist das ideale Werkzeug für Vertriebsbeauftragte oder –Mitarbeiter, um Kunden- und Lieferantenkonten, Aktivitäten oder Kontakte von unterwegs in die IFS CRM (Customer Relationship Management)-Komponente von IFS Applications einzupflegen. Mit den IFS-Touch-Apps für Smartphone-Business-Anwendungen schließt IFS die Lücke zwischen der Welt der Smartphones und Apps und der ERP-Software.

Antony Bourne

ist Global Manufacturing Industry Director bei IFS