Solutions for Business 2/3 2014 - page 31

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MARKT
Solutions for Business  · E‑Paper März 2014
Die IT-Revolution hat unsere Gesell-
schaft grundlegend umgestaltet, wo-
bei es sich hierbei um eine Revolution
in verschiedenen Schritten handelt,
gewissermaßen um eine „gleitende“
Revolution, bei der sich Technolo-
gieschübe mit ruhigeren Phasen der
Integration in die unterschiedlichsten
Anwendungsfelder abwechseln.
Doch in der Wahrnehmung der Öf-
fentlichkeit, aber auch in Politik und
Wirtschaft, wird das Revolutionä-
re an den neuen IT-Technologien
meist allzu sehr auf die Ausweitung
der technischen Möglichkeiten ein-
geengt. Zwar ist es richtig, dass die
jüngsten ITK-Trends Unternehmen
und Organisationen aller Art völlig
neue Optionen und Geschäftsmo-
delle ermöglichen. Doch andere
Aspekte, die sich nicht auf der rein
technischen Ebene abspielen, wer-
den kaum wahrgenommen oder in
ihrer Tragweite zu wenig gewürdigt.
Dabei haben sie enorme Auswir-
kungen auf die Entwicklungen auf
dem Arbeitsmarkt und die Chancen
weniger qualifizierter Arbeitnehmer,
mit anspruchsvollen Fachkräften
mitzuhalten.
Zum einen ist hier die Integration
von mobilen Geräten wie Smartpho-
ne, Tablet & Co. in die IT-gestützten
Geschäftsprozesse von Bedeutung,
zum anderen verändern intelligen-
te Prozesssteuerungskonzepte die
Art, wie diese Devices mit dem
Backoffice und der allgemeinen IT-
Infrastruktur kommunizieren. Dabei
werden die Steuerungsabläufe von
der Infrastruktur abgekoppelt und
auf eine eigene, getrennte Ebene
verlagert, so dass Anpassungen und
schnelle Prozessveränderungen, wie
sie in den dynamischen Märkten der
globalisierten Wirtschaft zur Norma-
lität geworden sind, keinen Eingriff
in die Betriebsabläufe erfordern und
daher in Echtzeit und ohne Störung
des Betriebs vorgenommen werden
können. Dies hat zwei ganz entschei-
dende Konsequenzen:
– Die Komplexität moderner
Business-Software lässt sich auf
eine tiefere IT-Ebene beschränken,
während die Prozesssteuerung
auf recht einfache Abläufe (etwa
simple Abfragen) innerhalb einer
getrennten Anwenderebene umge-
leitet wird.
– Die gesamten Steuerungsvorgänge
verlieren drastisch an Komplexität,
weshalb das zu ihrer Handhabung
nötige Know-how ganz erheblich
abgesenkt werden kann.
Diese beiden Faktoren stellen in ihrer
Konsequenz durchaus eine neue Re-
volutionsstufe der Unternehmens-IT
dar: Schnell anzulernende oder we-
nig qualifizierte Mitarbeiter können
nun Prozesse steuern, für die bisher
profundes IT-Wissen erforderlich
war – etwa indem sie Materialflüsse
mobil überwachen und Daten mit
der Business-Software im Backoffice
austauschen oder indem sie bei Ser-
vice- und Wartungsarbeiten Informa-
tionen aus den Unternehmensda-
tenbanken in Echtzeit abrufen und
Updates zurückübermitteln.
Bisher wegen ihrer Komplexität nur
Spezialisten offenstehende Prozesse,
wie etwa diejenigen der SAP-Welt,
werden so auch wenig qualifizierten
Anwendern zugänglich: Der LKW-
Fahrer und der Mitarbeiter an der
Rampe eines Logistikunternehmens
sind dann in der Lage, direkt mit
dem SAP-System zu kommunizie-
ren, ohne jemals direkten Zugriff
auf die diesbezügliche Kernsoft-
ware zu haben und die entspre-
chenden Datenprozesse beherrschen
zu müssen. Was diese Entwicklung
im Endeffekt bedeutet, ist kaum zu
überschätzen: Das Arbeitskräftere-
servoir verbreitert sich spürbar und
die Business-Prozesse werden reakti-
onsschneller, flexibler und produkti-
ver. Für ein exportorientiertes Land
wie Deutschland ein entscheidender
Wettbewerbsvorteil mit positiver ge-
sellschaftspolitischer Relevanz.
Philipp Weirauch Geschäftsführer von
CheckMobile.
Nachgefragt: Auswirkungen der Cloud-Fokussierung
Bei der Diskussion über die technologischen Aspekte der Fortschritte in der Informationstechnologie
werden ihre gesellschaftlichen und arbeitsmarktrelevanten Konsequenzen leicht übersehen.
Philipp Weirauch,
Geschäftsführer von CheckMobile
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