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Solutions for Business  · 4/2013
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MARKT
Systemen extrem wichtig – die ist in
der Cloud nicht gut möglich. Unter-
nehmen behalten daher die Software
und das Know-How auch lieber im
eigenen Haus.“
Eher skeptisch ist die Einschätzung
der Cloud-Thematik in Hinblick auf
ECM auch bei Sage. „Trotz vieler Vor-
teile stellt sich für mich die Frage, ob
diese Diskussion beim Anwender an-
kommt“, gibt Kurt Schilken, Mar-
ket & Product Manager Third Par-
ty Products bei Sage, zu Protokoll.
„Hier sind die Anbieter gefragt, die
zahlreichen, zweifellos vorhande-
nen Vorteile der Cloud noch besser
zu kommunizieren und den Kun-
den nahe zu bringen.“ Für Schil-
ken lässt sich das Thema nicht auf
Softwaremodul-Ebene beantwor-
ten – also ECM aus der Cloud sei
zu kurz gegriffen. „Das Gros der
mittelständischen Anwender sind
hierzulande Unternehmen mit 50,
60 Mitarbeitern. Die wollen in erster
Linie alles aus einer Hand.“ Eine ein-
heitliche Verbundlösung sei die Vor-
aussetzung für die Akzeptanz bei ei-
nem mittelständischen Unternehmen.
„Erst wenn es alles als ein Produkt be-
kommt, wird es sagen, dass es schnell
gehen kann“, prognostiziert Schilken.
Daher sei eine differenzierte Betrach-
tung angeraten.
Eine Frage der Preise
„Ich bin seit 1998 in der ‚Produktivi-
täts-Software-Welt‘ aktiv, führt Fischer
aus. „Früher hat eine Lizenz etwa 600
Euro gekostet, um nur Dokumenten­
archivierung wie etwa Belege aus dem
ERP machen zu können.“ Diese Kos-
ten waren für einen Mittelständler,
wie er zuvor skizziert wurde, gar nicht
akzeptabel, so Fischer: „Der hat das
nicht gekauft. Heute reden wir aber
von Preisen von zehn Euro pro Mo-
nat pro Benutzer. Und damit wird es
für den Mittelstand interessant, sich
auch solche Lösungen anzuschaffen.
Aber es vollkommen klar: Der Mittel-
ständler verlangt nach einer gewissen
Einfachheit bei der Bereitstellung und
beim Betrieb. Das bedeutet, es dürfen
so gut wie keine IT-Services ‚um diese
Lösung‘ mehr anfallen“.
Nach den Erfahrungen bei Microsoft
bekommt der Anwender das Thema
Einfachheit am besten aus der Cloud.
Die einzelnen Dienste aus der Cloud
entwickeln sich relativ schnell weiter.
Denn sie müssen mit Angeboten aus
dem Consumer-Bereich wie einer
Dropbox konkurrieren. „Anwender
kennen diese Lösungen aus dem pri-
vaten Umfeld her, und diese Angebote
verdeutlichen, wie einfach ein Dienst
bereitgestellt werden kann“, gibt sich
Fischer überzeugt. „Daher werden
mittelständische Unternehmen, die
noch komplexe Software im Einsatz
haben, über kurz oder lang auch ein-
fache Angebote nutzen.“ Allerdings
gelten heutige Cloud-Lizenzpreise als
nicht unbedingt günstiger, wenn man
die Aufwendungen über den Lebens-
zyklus der Software rechnet. Viele An-
gebote sind so konzipiert, dass es zu
einem Gleichstand bei den Lizenzkos-
ten kommt, wenn 36 Monate abgelau-
fen sind.
Bernhard Werner hält das Cloud-
Modell trotzdem für finanziell interes-
sant: „Ein Cloud-Anbieter kann ganz
andere Preise bei den Lieferanten von
Hardware und Software erzielen. Ein
mittelständisches Unternehmen wird
da kaum mithalten können. Auch
der Betrieb einer Serverfarm ist beim
Cloud Provider günstiger zu ma-
chen als bei einer Lösung im ei-
genen Haus. Rechnet man alles
zusammen, ist der Betrieb in der
Cloud wesentlich günstiger als
der im eigenen Haus.“ Allerdings,
räumt Werner ein, dürfen Kosten
nicht das alleinige Entscheidungs-
kriterium sein. Auch Sicherheit
spielt eine wichtige Rolle. Je nach
Anforderung kann eine Kombina-
tion von Cloud und On Premise
sich als sinnvoller herausstellen.
Auch für Fischer ist die herkömm-
liche Lizenzierung nicht der Weisheit
letzter Schluss: „Bisher war das Bild
recht einfach – der Vertriebsmitarbei-
ter eines Softwareherstellers hat dem
Kunden ein Lizenzpaket verkauft.
Die IT-Abteilung brachte die Software
dann zum Einsatz– und dabei wur-
den in der Regel nicht alle Lizenzen
verwendet. Es sind durchaus Fälle be-
kannt, bei denen lediglich 20 Prozent
der Lizenzen produktiv genutzt wur-
den.“ Aber alle weiteren Kosten – wie
zum Beispiel die Ausgaben für den
Support, etc. – wurden von der Ge-
samtzahl der Lizenzen aus berechnet.
„Das sieht bei Cloud-Angeboten ganz
anders aus – bezahlt wird nur nach
genutzten Lizenzen, also pro aktiven
Benutzer und pro Monat. Das führt zu
viel mehr Flexibilität für den Anwen-
der.“ Damit komme der Softwareher-
steller in die Pflicht. Denn er hat dafür
zu sorgen, dass die Benutzer die an-
Bild 4. Harald Pfoser (Produktexperte
im ECM-Bereich bei Fabasoft)
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