Solutions for Business 2/3 2014 - page 6

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Solutions for Business  · 2/3 2014
COVER-INTERVIEW
Im Interview: Bernd Hau, Infor:
Wenn Daten zu
Treibstoff
werden
Die Automobilindustrie ist mit Vollgas auf demWeg in die vierte industrielle Revolution: Ohne Software- und
Elektronik-Innovationen läuft nichts mehr. Den neuerlichen Beweis dafür trat jüngst die Elektronikmesse CES
in Las Vegas an: BMW, Audi und Daimler zeigten mit autonomen Fahrsystemen, virtuellen Anzeigendisplays oder
einer direkten Verbindung zur intelligenten Armbanduhr, wie sich Autos und Informationstechnologie immer en-
ger verzahnen. Dabei belegt ein Blick unter die Motorhaube, dass die vollständige Vernetzung schon viel früher
ansetzt – ohne hochentwickelte Software wird heute kein einziges Fahrzeug mehr gebaut. Solution4Business
hat darüber mit Bernd Hau gesprochen: Er verantwortet als Regional Vice President Sales Automotive EMEA
den Vertrieb von branchenspezifischen Unternehmenslösungen beim Software-Hersteller Infor.
Herr Hau, was treibt die Automobil-
konzerne und ihre Zulieferer zurzeit
am meisten an?
Bernd Hau:
Die Automobilindustrie
fährt gerade im obersten Drehzahlbe-
reich, wenn man so will: Neue Mo-
delle kommen in einem extrem ag-
gressiven Zeittakt auf den Markt. Bis
2018 werden über 150 komplett neue
Modelle erwartet. Dafür gibt es zwei
Antreiber: die Nachfrage vor allem in
Asien sowie die Notwendigkeit, neue
Wachstumsimpulse zu setzen. Eine
Umfrage von KMPG belegt, das 88
Prozent der Automobilunternehmen
Produktneueinführungen als Haupt-
voraussetzung für weiteres Wachs-
tum sehen. Dabei ist das Tempo die-
ser Markteinführungen entscheidend.
Das hat ernsthafte Folgen für die
Kapazität und Komplexität weltwei-
ter Lieferketten – zumal die Hersteller
gleichzeitig ihre Compliance-Anforde-
rungen an Zulieferer verschärfen. In
diesem grundsätzlichen Spannungs-
feld ist noch gar nicht berücksichtigt,
wie sich die Automobilindustrie auf
die Zusammenarbeit mit anderen
Branchen wie IT- und Telekommuni-
kation einlassen muss, um dem Inno-
vationsanspruch gerecht zu werden.
Es klingt nach der Quadratur des Krei-
ses, mehr Modelle in kürzerer Zeit auf
den Markt zu bringen, ohne dabei die
Kosten explodieren zu lassen…
Bernd Hau:
Die Dynamik ist wirklich
ungemein hoch. Und das gilt selbst
für den kleinsten Mittelständler, denn
heute muss jeder international ver-
flochten und globalisiert sein, um im
Wettbewerb bestehen zu können. Da-
mit Prozesse marktübergreifend und
unabhängig von lokalen Faktoren
durchgängig funktionieren, müssen
sich die Unternehmen etwas einfal-
len lassen. Die klassischen ERP-Sys-
teme erweisen sich hier zunehmend
als ungeeignet: Es braucht schnelle,
intelligente Lösungen, die sich rasch
einführen lassen – statt zeitraubender
Anpassungen, wann immer ein neuer
Prozessschritt notwendig wird.
Aber Infor macht doch selbst den
meisten Umsatz mit ERP-Systemen?
Bernd Hau:
Das ist richtig. Allerdings
haben wir schon sehr früh die Wei-
chen umgestellt, um dieser Entwick-
lung vorzugreifen. Zum einen ist unse-
re Strategie konsequent auf Branchen
ausgerichtet. Statt einer Lösung für al-
le bieten wir industriespezifische Soft-
warepakete an. Das Herzstück dieser
Suiten ist jeweils eine vorkonfigurierte
Bernd Hau: „Je zeitkritischer die Prozesse,
desto attraktiver wird das Thema Cloud.“
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