Software und Strategien für den erfolgreichen Mittelstand

Im Interview: Philipp Erdkönig, Comarch

„ERP Industrie 4.0“ wird zum Standard für die Produktion

Philipp Erdkönig, Comarch; Quelle: Comarch

Das ERP-System der Zukunft steuert alle Prozesse und kommuniziert über eine IoT-Plattform mit den Maschinen. Produktionsmaschinen müssen dafür nicht ersetzt werden, sie werden mit Sensoren intelligent gemacht – diese Aussagen hat Philipp Erdkönig, bei Comarch im strategischen Produktmanagement tätig, im Interview mit Solutions for Business (S4B) getroffen.

Künftige Ausrichtung und die Sicherheit

S4B: Wie sieht das ERP-System der Zukunft aus?
Erdkönig: Als ERP-System der Zukunft wird sich dasjenige Modell ERP 4.0 flächendeckend verbreiten, das dem „postmodernen ERP“ von Gartner entspricht. Ein ERP steht dabei im Zentrum aller Prozesse und hält die Informationsautorität. Jedoch gibt es je nach Prozess spezielle Anforderungen, weshalb nicht alles im ERP erledigt werden kann. Vielmehr stehen zusätzlich dedizierte Anwendungen für verschiedene Nutzergruppen bereit, so dass Mobilität ausdifferenziert dort gewährleistet wird, wo sie vonnöten ist, nämlich in je spezifischer Weise für die Geschäftsführung, im Vertrieb oder Lager. Über Schnittstellen werden jedoch alle diese Anwendungen mit dem ERP-System verbunden sein.

S4B: Welche Rolle spielt da ein Thema wie das Internet of Things?
Erdkönig: Das Internet of Things, auch als IoT bezeichnet, wird im Zusammenspiel mit „ERP Industrie 4.0“ zu einem Standard für die Produktion werden. Das ERP-System steuert alle Prozesse und kommuniziert über eine IoT-Plattform mit den Maschinen. Die Produktionsmaschinen müssen dafür nicht ersetzt werden, sie werden vielmehr mit Sensoren intelligent gemacht. Diese Sensoren stehen schon heute in den unterschiedlichsten Varianten zur Verfügung, so etwa für Mechanik, Temperatur, Füllstand, Laser, Luftkonzentration und vieles andere mehr. Die Technik basiert auf Beacons, welche auch im Handel mit ERP kombiniert werden. In Comarch Industrie 4.0 fängt die IOT-Plattform einen Großteil der Informationen ab und gibt nur relevante Informationen an das ERP-System weiter. Die Daten in ihrer Gesamtheit lassen sich zum Beispiel mit Business Intelligence auswerten.

S4B: Wie sicher muss ein ERP-System der Zukunft sein?
Erdkönig: Sichere Daten sind die Grundvoraussetzung für Industrie 4.0. Hier greift Comarch als Technologieanbieter einerseits auf bewährte Sicherheitsmechanismen für ERP zurück, andererseits auf modernste Verschlüsselungstechnologien für die Kommunikation im Internet of Things: Unser eigenes Verschlüsselungssystem DRACO basiert auf einem fünfstufigen Sicherheitsmechanismus und erfüllt selbst die hohen Nato-Sicherheitsstandards, weshalb es auch von Kunden aus den Bereichen Militär und Banken eingesetzt wird. Dieses Verschlüsselungssystem ist Grundlage für die geschützte Datenübertragung in Comarch IoT.

S4B: Wie entscheidend ist es hier, alles aus einer Hand anzubieten?
Erdkönig: Aufgrund unserer Erfahrungen in Sparten wie Telekommunikation (IoT), sensiblen Branchen wie Banken und Militär (DRACO Verschlüsselung) sowie im Mittelstand (ERP) bietet Comarch alles aus einer Hand an. Zum einen muss die Datenübertragung sicher sein, was durch DRACO gewährleistet wird. Zum anderen ist die Sicherheit der Daten entscheidend, die gespeichert werden müssen. Am besten ist es hier, jedes Mal über den verschlüsselten Kanal auf die jederzeit verfügbare Gesamtheit aller Daten in der Cloud zuzugreifen und nichts auf eigenen Geräten zu speichern; denn Datenhaltung ist immer noch ein großes Thema, gerade auf mobilen Geräten. Diese Schwierigkeiten wurden in Comarch ERP zu minimieren versucht, indem Daten, die wirklich offline verfügbar sein müssen, so geschützt werden, dass zum Beispiel bei Verlust des Geräts auch remote gelöscht werden kann und die Daten generell nur nach entsprechender Benutzer-Authentifizierung zugänglich sind.

S4B: Welche Rolle wird ERP-Software aus der Cloud bzw. im Modell „Software-as-a-Service“ spielen?
Erdkönig: Das Cloud Computing wird auch im Hinblick auf Industrie 4.0 besonders relevant sein, denn nur so funktioniert Internet of Things (IoT), die Basis von Industrie 4.0. Über die Cloud können Geräte mit dem Internet verbunden werden, was IoT zwingend erforderlich macht. Eine komplexe Systemlandschaft kann zu vernünftigen Kosten nur in der Cloud betrieben werden. Maschinen kommunizieren über das Internet miteinander – Probleme können hier nur (Cloud-)Lösungen unterschiedlicher Anbieter machen, die nicht miteinander kommunizieren können. Deshalb sollte man sich für unterschiedliche Lösungen entscheiden, die aus einer Hand und aus einer Cloud angeboten werden. Das umfasst dann zum Beispiel ERP, Internet of Things, mobilen Vertrieb, BI, EDI, DMS aus einer Hand aus einer Cloud. Unternehmen können dabei die Software durchaus „on premise“ betreiben. Allerdings wird dies mit einem viel größeren Einsatz von Ressourcen verbunden sein, sobald sich Industrie 4.0 flächendeckend durchgesetzt hat.

Rainer Huttenloher

Philipp Erdkönig arbeitet im Strategischen Produktmanagement bei Comarch.

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