Software und Strategien für den erfolgreichen Mittelstand

Wie SAP-Partner die SAP-HANA-Cloud-Plattform vorantreiben können

S/4HANA braucht Zeit und Argumente

2025 ist Schluss mit der SAP Business Suite, der ERP-Lösung von SAP. Zumindest wenn es nach SAP geht, soll sie vollständig von SAP S/4HANA abgelöst werden. Doch bislang ist der Innovationsmut verhalten. Das musste jüngst auch Bernd Leukert, Mitglied im SAP-Vorstand, zugeben. Er setzt auf die SAP-Partner, die aus ihrer altbewährten Komfortzone herausgehen müssen. Doch wie sieht das in der Praxis aus? Ein SAP-Partner packt aus.

Digitalisierung in der Fabrik

Wolfgang Mayer ist Mitbegründer und Managing Consultant bei der Phoron Consulting in Wien.

Wer den digitalen Wandel in der Fabrik vollziehen möchte, benötigt künftig eine IT-Landschaft, in der Anwendungen miteinander vernetzt und automatisiert laufen und Daten in Echtzeit bereitgestellt werden können. Der digitale Kern SAP S/4HANA ermöglicht im Zusammenspiel mit der In-Memory-Datenbank SAP HANA eine durchgängige und nachhaltige Unternehmenstransformation.

SAP S/4HANA gibt es On-Premise oder in der Cloud. Laut dem SAP-Beratungsunternehmen Phoron Consulting schneidet SAP mit S/4HANA einige Zöpfe ab und bringt bestehende Prozesse sowohl über die Datenbank im Hintergrund als auch vom User Interface her auf eine neue zukunftstaugliche Version.

SAP-Anwender profitieren von den neuen SAP-Fiori-Oberflächen, die wesentlich intuitiver zu bedienen sind als das SAP GUI, die grafische Benutzeroberfläche eines aktuellen ERP-SAP-Systems. Kunden bekommen mit der HANA-Datenbank eine Plattform geliefert, die zusätzlichen Nutzen hinsichtlich performanceintensiver Berechnungen und Analysen bietet, zum Beispiel als Basis für SAP Predictive Analytics, SAP Data Mining und SAP HANA Datawarehousing.

Die Reaktionen auf die neue Lösung von SAP sind laut der Innovationsstudie 2016 der Deutschen SAP-Anwendergesellschaft (DSAG) eher verhalten. Der DACH Mittelstand agiert zögerlich und investiert hauptsächlich in Rollout- und Konsolidierungsvorhaben. Lediglich fünf Prozent der Unternehmen sehen S/4HANA als Schwerpunkt ihrer Hauptinvestition. „Die Stärken der neuen Business Suite erfordern von Kunden, vorhandene Systeme zu migrieren und ggf. Prozesse anzupassen“, so Wolfgang Mayer, Managing Consultant bei der Phoron Consulting. „Die teilweise Änderung des Datenmodells bedingt ggf. auch Anpassungen von kundenspezifischen Programmen und Oberflächen. Die HANA-Datenbank stellt andere, meist höhere Anforderungen an die Systemlandschaft als eine ‚normale‘ Datenbank. Insofern gibt es einige Punkte, die im Zuge einer ROI-Rechnung einen deutlichen Mehrwert bringen müssen, bevor ein solches Projekt angegangen wird.“

Der HANA-Faktor

Quelle: Phoron Consulting

Für einige Anwneder ist laut Mayer die Arbeit in der Cloud, wie etwa die Übertragung von bzw. der Zugriff auf Daten, mit einem unguten Bauchgefühl verbunden: „Das Wichtigste ist, die seitens SAP umfangreich vorhandenen Informationen und Schlagwörter für Kunden verständlich aufzubereiten. Wir erklären unseren Kunden beispielsweise die Unterschiede zwischen ‚Suite on anyDB‘, ‚Suite on HANA‘, ‚SUITE on HANA inklusive S/4HANA Finance‘ und ‚S/4HANA‘. Wir zeigen auf, wo die Vorteile und Risiken liegen. Nachdem wir vor allem unsere Bestandskunden und deren Geschäft sehr gut kennen, wissen wir auch, welche Vorteile zu erwarten sind und welche Punkte man sich genau ansehen muss. Bei Neukunden ist SAP noch nicht im Einsatz, hier sieht die Sache natürlich noch ganz anders aus. Hier wird seitens Phoron beraten, mit welcher Version – also ‚Suite on HANA mit S/4HANA Finance‘ oder ‚S/4HANA‘ – gestartet werden soll; natürlich unter Berücksichtigung der Branche sowie der Anforderungen und Prozesse beim Kunden. HANA als Datenbank und ‚S/4HANA Finance‘ sind aber in jedem Fall fix gesetzt.“

Um den Kunden S/4HANA schmackhafter zu machen, könnte es ebenfalls von Vorteil sein, wenn sich SAP anderen Datenbanken öffnet. Das ist bisher ein Streitthema. Für SAP liegt der Vorteil nur einer Datenbank darin, dass man sich zur Gänze auf die Optimierung dieser Plattform konzentrieren kann und damit die Anzahl an Neuerungen bzw. überarbeiteten Prozessen steigt.

„Eine breite Unterstützung für mehrere Datenbanken erhöht zwangsläufig den Entwicklungsaufwand für die entsprechende Datenbankschnittstelle. Hier benötigen aber vor allem die Bestandskunden mehr Zeit“, so Mayer. „Ein Versionswechsel eines ERP-Systems ist ein großes Projekt, das viele Ressourcen (Fachbereich und IT) bindet und hohe Kosten verursacht – sowohl intern als auch extern. Das Argument ‚Damit können wir in Zukunft mehr machen‘ reicht hier nicht aus. Der Fachbereich lässt sich nur durch konkrete Lösungen für konkrete Problemstellungen überzeugen. Je höher der Leidensdruck, desto höher die Bereitschaft, sich mit neuen Produkten auseinanderzusetzen.“

Abschätzung

Quelle: Phoron Consulting

Grundsätzlich sollte ein SAP-Beratungshaus seinen Kunden vermitteln, was mit der SAP-HANA-Cloud-Plattform für das Unternehmen möglich ist und was nicht. Die HANA-Cloud-Plattform bietet unterschiedliche Funktionen, wie zum Beispiel das Entwickeln von eigenständigen Applikationen, aber auch das Auslagern von Services (Mobile Services, Adobe Document Services). Die Phoron Account Manager und Projektleiter informieren sich regelmäßig über die dadurch erzielbaren Mehrwerte und bringen diese anlassbezogen bei den jeweiligen Kunden ein bzw. führen konkrete Beispiele an, was mit der SAP-HANA-Cloud-Plattform möglich ist.

Abhängig vom Feedback aus dieser Aktivität werden entsprechende Add-ons in das Produktportfolio von Phoron aufgenommen. Grundsätzlich empfiehlt Mayer eine schrittweise Migration, um die Projektrisiken gering zu halten und die jeweiligen Innovationen stufenweise zu nutzen. „Die von Phoron beworbene schrittweise Migration erlaubt es den Kunden, Innovationen in „verdaubare" Pakete zu schnüren und somit sowohl den Fachbereich als auch die IT ins Boot zu holen.“

Wenn es um die neue Business Suite von SAP geht, sind die meisten SAP-Anwender noch dabei, Informationen einzuholen. Um das Thema bei den Bestandskunden voranzutreiben, sind auf der einen Seite die SAP-Partner gefragt, die Einsatzszenarios für unterschiedliche Branchen und deren Herausforderungen entwickeln sollten. Auf der anderen Seite ist die SAP gefragt, mit welchen Argumenten sie die Anwender noch erreichen kann.

Bislang bewirbt SAP S/4HANA mit einer enormen Geschwindigkeitssteigerung – dieses Argument reicht für viele Bestandskunden nicht aus, um auf S/4HANA umzusteigen, insbesondere wenn sie sich mit keinerlei Performance-Problemen herumzuschlagen haben. Konkrete Lösungen zu vorhandenen Problemstellungen sind daher gefragt, um den Fachbereich zu überzeugen; und wenn der SAP-Partner selbst auf S/4HANA umsteigen muss, um den Kunden bei konkreten Fragen die Problemlösung „live“ zeigen zu können, wie es die Phoron Consulting bereits macht. (rhh)

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