Software und Strategien für den erfolgreichen Mittelstand

Taktische und operative Planung und Fertigungssteuerung, Teil 2

Drei ERP-Systeme im Vergleich

Bei Industrie 4.0 müssen MES und ERP perfekt zusammenspielen. Quelle: MPDV

Anhand der Definitionen und der Zusammenhänge, die im ersten Beitrag dieses Zweiteilers beschrieben wurden, sollen nun die ERP-Systeme von GDI-mbH, mesonic software GmbH und Sage Software GmbH vergleichend dargestellt werden. Dazu wurden die drei Systeme nach den Kriterien Branche (Fertigungsindustrie), Betriebsgröße (KMU) und starken Features in den Bereichen Fertigungsplanung und Disposition ausgewählt.

GDI Business-Line ERP

Die Lösung von GDI in Version 3.x kann in Deutschland ca. 2.000 Installationen vorweisen. Sie verwendet das DBMS Firebird und läuft im Hostmodus Client-Server. Als Programmiersprache kommt Delphi zum Einsatz. Eine Schnittstelle zur Finanzbuchhaltung und zum Controlling ist vorhanden. Ebenso ist eine CRM-Schnittstelle integriert.

In der Fertigungssteuerung, für Industrie 4.0 relevant, werden Auftragsbearbeitung, Auftragseinplanung, Feinplanung sowie die Steuerung unterstützt. Im Detail beherrscht das System von GDI in der Auftragsbearbeitung das Erstellen von Fertigungsaufträgen, die Arbeitsplanbearbeitung, Stücklistenbearbeitung sowie die Losgrößenermittlung. In der Auftragseinplanung sind die Abfrage von Fertigungsaufträgen und Bestellvorschlägen, Auftragsfreigaben, Kapazitätsplanung, Verfügbarkeitsprüfung, Teilfreigaben, Reservierung von Material und Kapazität, Materialbereitstellung, Ermittlung des Kapazitätsbedarfs, Kapazitätsabgleich sowie die Auslastungsrechnung möglich.

Die Feinplanung umfasst die Durchlauf-Terminierung, die Vorwärts- und Rückwärtsterminierung auf Anfrage, die Erstellung von Arbeitspapieren und Materialbegleitschein sowie die Betriebsmittelbereitstellung. Die Steuerung erfolgt via Leitstandsfunktionen über Auftragsfortschritt nach unterschiedlichen Kriterien, es gibt eine Simulationsmöglichkeit, die Anzeige von Auslastung der Kostenstelle und der Maschine, die Überwachung nach Mengen und Terminen, eine Engpasssteuerung, die Rückmeldung von Fertigungsaufträgen, die Schnittstellen BDE und MDE sowie die Einsteuerung von ungeplanten Fertigungsaufträgen.

Die Disposition beinhaltet bei GDI die Bedarfsermittlung mit ihren für Big Data relevanten Unterpunkten strategische Unternehmensplanung, Produktionsprogrammplanung, Bedarfsauflösung über alle Dispositionsstufen, Primärbedarfsermittlung, Disposition von Beistellteilen, Nettobedarfsrechnung (auf Anfrage), verbrauchsgesteuerte Disposition, eine Schnittstelle zum Bestandswesen und zum Einkauf, Losgrößenrechnung und Mindestbestellmengen. Der Punkt Bestellvorschläge umfasst die Differenzierung zwischen Kauf- und Fertigungsteilen, die Lieferantenauswahl, das Umwandeln von Bestellvorschlägen in Aufträge bzw. Bestellungen, die Verfügbarkeitsprüfung, die Dispositionsübersicht in die Zukunft, je eine Schnittstelle zur Fertigungssteuerung und zum Einkauf.

Sage Office Line Evolution

Der dritte Kandidat im Vergleich kommt aus dem Hause Sage und nennt sich Office Line Evolution. Die Version 2013 ist derzeit aktuell und in Deutschland über 10.000 Mal installiert. Sie ist für KMU von 10 bis 200 Mitarbeitern ausgelegt, verwendet das Microsoft SQL-Server-DBMS und läuft im Host-Modus. Die Programmiersprache ist Visual Basic. Schnittstellen zu CAD (Autocad, Solidworks), Finanzbuchhaltung, Rechnungsprüfung, Controlling, Qualitätssicherung (über eine Partnerlösung) und zu Sage CRM sind implementiert.

Das System von Sage bietet in etwa die Funktionalitäten von mesonic WinLine und zusätzlich die Erstellung von Alternativarbeitsplänen. Es fehlen die Teilfreigaben, der Kapazitätsabgleich, die belastungsorientierte Auftragseinplanung, die Reihenfolgenoptimierung, die Engpasssteuerung und das Erfassen der Liegezeiten. In der Disposition fehlt die strategische Unternehmensplanung, die Produktionsprogrammplanung, die rollierende Grob- und Feinplanung, die Prognosealgorithmen sowie Periodenzusammenfassungen.

Wolfgang Adis

ist freier Autor.

Quellenangabe-    Wöhe: Einführung in die allgemeine Betriebswirtschaftslehre
-    Osterhage, Wolfgang W.: ERP-Kompendium
-    Schöning, Harald: Data Mining und Analyse in: Bauernhansl, ten Hompel, Vogel-Heuser (Hrsg.): Industrie 4.0 in Produktion, Automatisierung und Logistik
-    Badach/Hoffmann: Technik der IP-Netze

mesonic WinLine 10.0

Die Lösung von mesonic kann in Deutschland auf ca. 25.000 Installationen blicken, weltweit sogar auf ca. 60.000. Sie läuft auf der Microsoft SQL Server-Plattform und verwendet das gleichnamige DBMS. Der Hostmodus kann Client-Server, ASP, SaaS oder Cloud sein. Die Programmiersprache ist C++. Es sind Schnittstellen zu CAD, IMS, Finanzbuchhaltung, Rechnungsprüfung, Controlling, Qualitätssicherung, PMS, CRM, IBT und noch weitere auf Anfrage verfügbar beziehungsweise bzw. als integrierte Module im System enthalten.

In der Fertigungssteuerung bietet WinLine zusätzlich zu den Features der GDI-Lösung die Stornierung von Fertigungsaufträgen, eine Schnittstelle zum Bedarfsverursacher, die Überlappung, das Splitting, Pufferzeiten, die Verwaltung des Kapazitätsangebotes, eine belastungsorientierte Auftragseinplanung, die Reihenfolge-Optimierung, Übergangszeiten und in der Steuerung die Auftragsstatusverwaltung sowie das Erfassen von Liegezeiten und Ausschussmenge, die Meldung von Fehlteilen und die Erfassung von Störzeiten.

Dispositiv bietet mesonic keine strategische Unternehmensplanung, dafür aber neben den Features von GDI noch die Absatzplanung, rollierende Grob- und Feinplanung, eine Schnittstelle zu Kundenaufträgen, Prognosealgorithmen, Periodenzusammenfassungen, Bedarfsverursachernachweis, das Berücksichtigen von Gültigkeiten, die Nettobedarfsrechnung, Bedarfsverursachernachweis sowie das Überwachen von Mengenänderungen über alle Bereiche.