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Zum Process Mining im SAP-Umfeld: Bastian Nominacher, Celonis

„Transparenz für die Prozesse“

Bastian Nominacher, Celonis

Ein typisches SAP-System enthält wertvolle Daten über die Betriebsabläufe eines Unternehmens –Auswertungen dieser Informationen gestalten sich aber oft sehr kompliziert. Lange Wartezeiten und umständliche Zugriffswege frustrieren nicht nur die Mitarbeiter, sondern eignen sich schlichtweg nicht für reaktionsschnelle, flexible Entscheidungen, wie sei heutige agile Unternehmen treffen müssen. Bastian Nominacher, Mitgründer und Co-CEO bei Celonis, erklärt im Interview mit Solutions for Business (S4B), wie sich mit Process Mining die Komplexität dieser Aufgaben reduzieren lässt und welche Vorteile das auch beim Umstieg auf SAP HANA mit sich bringen kann.

Vorteile

S4B: Was sind die größten Vorteile der Process Mining-Technologie im SAP-Umfeld?
Bastian Nominacher: Wir bringen Transparenz in Prozesse. Laufen Geschäftsprozesse über IT-Systeme – also oft über SAP – so entstehen riesige Datenmengen. Je mehr Anwender, Vorgänge und Daten, desto schwerer wird es nachzuvollziehen, was wie passiert. Die Transparenz geht verloren, Engpässe und Abweichungen werden zu spät erkannt, die Effizienz leidet und von Compliance reden wir schon gar nicht mehr. Genau da setzen wir an: Mit Celonis sieht man, wie die einzelnen Prozesse ablaufen – im Überblick, aber auch mit der Möglichkeit, bis auf einzelne Transaktionen zu zoomen. Wir visualisieren und werten in Echtzeit aus – und profitieren dabei erheblich von der Power der SAP HANA-Plattform, denn wir nutzen direkt die Rohdaten.

S4B: Welche Erfahrungen haben Anwender mit dem Zusammenspiel von Process Mining im SAP-Bereich gemacht?
Bastian Nominacher: Viele Kunden nutzen Celonis im SAP Umfeld – meist größere Unternehmen, denn je mehr Daten man hat, desto attraktiver wird Process Mining. Der Pharmariese Bayer analysiert mit der Celonis-Technologie Daten aus seinen mehr als 10 SAP-Systemen. Siemens betreibt global mehr als 70 SAP-ECC-Systeme auf einer zentralen SAP HANA Plattform. Celonis Process Mining läuft direkt auf dieser Plattform und wird von über 1.000 Usern genutzt. Stand heute werden mehr als 30 verschiedene Prozesse analysiert – etwa Purchase-to-Pay oder Order-to-Cash.

Aufwand für das Extrahieren

S4B: Wie aufwändig ist es, die Daten für das Process Mining aus der SAP-Umgebung zu extrahieren?
Bastian Nominacher: Aufgrund der jahrelangen Erfahrung mit der Anbindung von SAP-Umgebungen haben wir die Anbindung so automatisiert wie möglich gestaltet. Kunden können schon in kürzester Zeit auf einer produktiven Process Mining-Implementierung arbeiten und schnell Ergebnisse und Prozessverbesserungen realisieren.

S4B: Wie kann ein Unternehmen diese Extraktions-Aufgabe stemmen und wer hilft dabei?
Bastian Nominacher: Die Extraktion der Daten geht quasi von selbst. Die Technologie ist extrem einfach umzusetzen und zu bedienen. Die Frage ist vielmehr: Wie interpretiert man die Ergebnisse? Wie geht man Verbesserungen an? Wenn man den objektiven Blick auf die Prozesse hat, wird es für das Management leichter, auch ohne Unterstützung von außen zu priorisieren, den richtigen Hebel zu finden und die Prozesse nachhaltig zu verbessern.

Umstieg auf HANA

S4B: Was ist beim Umstieg auf SAP HANA bzw. S4/HANA zu beachten, wenn man bereits Process Mining auf der Vorgänger-Plattform einsetzt?
Bastian Nominacher: Die bisherigen Analysen in Celonis können direkt übernommen werden. HANA ermöglicht noch schnellere Ad-Hoc Analysen von Prozessen: In wenigen Stunden ist ein neuer Prozess angebunden. Verarbeitet man Daten direkt auf der produktiven Suite-on-HANA oder S/4 Instanz, spart man sich außerdem die Replikation, zusätzliche Hardware etc. und kann vor allem Echtzeit-Process Mining für alle seine SAP-Prozesse durchführen. Das passt zur Vision von Hasso Plattner von OLAP & OLTP auf einer Plattform!

S4B: Wie lässt sich in einem Umstiegsprojekt – auf SAP HANA bzw. S4/HANA – auch der „Startschuss für das Process Mining“ mit einbauen?
Bastian Nominacher: Technisch gesehen ist der Startschuss dank der engen Integration kein Problem. Es stellt sich eher die organisatorische Frage: Wie kann man Prozesse harmonisieren und standardisieren? Man möchte ja nicht beim Umzug alle Altlasten mitziehen. Und da hilft Process Mining auch weiter, denn man sieht die Prozesse im Ist-Zustand – womit auch die Probleme und Aufgaben transparent werden. Process Mining ist damit ein exzellentes Werkzeug um sich auf ein solches Umstiegsprojekt vorzubereiten. Besser noch: Man sieht auch sofort die Wirkung jeder Maßnahme. (rhh)

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