Software und Strategien für den erfolgreichen Mittelstand

ERP-Systeme in Zeiten von SaaS und Mobility

„Nicht jeder Hype passt zu jedem Kunden“

Fredrik vom Hofe
Fredrik vom Hofe, Group Senior Vice President bei IFS fokussiert auf Branchen.

Der ERP-Hersteller IFS wagt den Spagat zwischen Eigenentwicklungen und gezielten Technologiezukäufe, um den aktuellen Anforderungen – Mobilzugriff und SaaS als Bezugsmodell –  im ERP-Umfeld gerecht zu werden. Zur Ausrichtung von IFS standen Fredrik vom Hofe, Group Senior Vice President Business Development und Wilfried Gschneidinger, CEO IFS Central Europe, S4B Rede und Antwort.

Zukäufe

Wilfried Gschneidinger, IFS
Wilfried Gschneidinger, CEO IFS Central Europe, setzt auf kürzere Einführungszeiten.

Über Eigenentwicklungen, aber auch verstärkt mit Zukäufen will IFS seine Position im ERP-Markt ausbauen. Als großen Vorteil sieht Fredrik vom Hofe die hohe Geschwindigkeit der IFS, wenn Wünsche von Kunden zur künftigen Umsetzung im Produkt anstehen: „Wir kaufen innovative Technologien dazu, die uns in unseren Zielmärkten weiter nach vorne bringen. In diesem Fall werden zum einen Entwickler und Manager in unsere
Organisation und zum anderen das Produkt in IFS Applications integriert. Dies kann uns fallweise neue Kundenpotenziale erschließen.“

„Das liefert in der Regel die besten Ergebnisse“, pflichtet Wilfried Gschneidinger bei, „weil sich diese Technologien synergetisch vorantreiben. Wir haben zum Beispiel aktuell mit Metrix ein Unternehmen
in Nordamerika gekauft, um im Bereich des Service Managements unsere führende Markposition weiter auszubauen.“ Als einen großen Vorteil der IFS Applications Suite sieht Gschneidinger das User Interface IFS Enterprise Explorer.

User Interface muss zu Mobilgeräten passen

Die Herausforderung hierbei ist wie sich dieses bestmöglich auch auf die mobilen Endgeräte adaptieren lässt. „Bei komplexeren Funktionen muss man zeitnah sehen, ob bzw. wie man diese auch auf einem iPad identisch
weiterführen kann. „Generell sei bei einer App immer viel Emotion im Spiel – die Anwender kennen sie aus dem privaten Bereich und möchten entsprechende Funktionalität auch im Berufsleben nutzen. Doch im Umfeld von ERP, so seine Erfahrung, sehen die Anwender die Sache deutlich rationaler.

„Wichtig ist hier in erster Linie die Flexibilität. Ein normaler ERP-Anwender muss in den für Ihn relevanten Bereichen der Applikation funktional versiert sein, um möglichst effizient und fehlerfrei seine Aufgaben erledigen zu können.“

Zielmärkte

Auf die Frage nach den weltweiten Zielmärkten im Zuge der Globalisierung wartet IFS mit einer dedizierten
Strategie auf: „Generell dürfen wir eines nicht aus den Augen verlieren: Wir sind ein kleines, mittelständisches Unternehmen im Vergleich zu unseren globalen Mitbewerbern“, erläutert vom Hofe. „Daher können wir beispielsweise nicht die Devise ausgeben ‚Wir wollen zu den drei größten ERP-Playern in Nordamerika
gehören‘. Was wir aber sehr wohl können, ist die erfolgreiche Fokussierung auf bestimmte Zielbranchen. Wir
wollen beispielsweise zu den drei Besten im Bereich ‚Defense‘ in Nordamerika gehören – das sind realistische Ziele, denn dort sind wir sehr stark – neben der SAP und Oracle.“

SaaS reduziert Flexibilität der ERP-Lösung

Da sich Konzepte wie Software as a Service (SaaS) in anderen Regionen einer größeren Akzeptanz erfreuen, steht auch IFS vor der Herausforderung, ein SaaS-Konzept vorhalten zu müssen. „Die Forderung nach Flexibilität kollidiert mit dem SaaS-Modell“, gibt Gschneidinger zu bedenken. „Ein ERP-System wird in der SaaS-Variante nicht
mehr so flexibel sein können. Allerdings erwarten wir auch, dass künftig SaaS ein großes Thema wird – zumindest für einige horizontale Anwendungsbereiche.“

Dem stimmt auch vom Hofe zu, aber: „Wir müssen das anbieten, was die Kunden verlangen. Hier ist die Datensicherheit bei Energieversorgern ein gutes Beispiel – da steht die Sicherheit der Lösung weit über den Punkten, die als Vorteile von SaaS gelten. Ein Voll-ERP im SaaS-Modell ist in unseren Zielbranchen noch nicht gefragt. Flexibilität ist viel wichtiger als SaaS – nicht jeder Hype passt zu jedem Kunden.“

Variable Kosten

Laut Gschneidinger verführt viele Kunden bei SaaS in erster Linie die Variabilität der Kosten für die ERP-Anwendung. „Doch das hängt nicht von SaaS ab. Bei den Lizenzierungsmodellen plus den Wartungskosten kann ein Anbieter immer eine gewisse Flexibilität zeigen, nur  müssen über diese Einnahmen auch die gesamten Produktweiterentwicklungen finanziert werden, mit oder ohne SaaS“, gibt Gschneidinger zu bedenken.

Eine Herausforderung für jedes ERP-Projekt ist der Kontext eines schnellen Deployments. Hier stehen alle Hersteller vor derselben Herausforderung – daher muss sich auch IFS der Frage stellen, wie sich das weiter beschleunigen lässt. „Wir haben auch keinen Königsweg in der Hinterhand – da sitzen wir Hersteller alle im selben Boot. „Generell sei es ein großer Vorteil, wenn die Kunden anstelle von 500 Manntagen mit zum Beispiel 250 Manntagen Einführungsaufwand des Herstellers auskommen könnten.

Einführungsaufwand gehört reduziert

„Denn dies ist nicht nur die Kosteneinsparung für diese 250 Tage – es kommen noch die Aufwände beim Kunden selbst dazu, die Freistellung von Mitarbeitern für die Zeitdauer der Einführung. Das ergibt oftmals noch einen Faktor zwei bis drei auf die Aufwendungen. „Doch eine kürzere Einführungszeit wäre nicht nur für die Anwender vorteilhaft. „Auch wir Anbieter wollen schnell einführen. Für uns sind auch 500 Manntage nicht erstrebenswert, wir leben nicht von diesen Services“, erläutert Gschneidinger.

„Das reine Lizenzverkaufs-Business ist für uns attraktiver. Seit 20 Jahren beschäftigt sich die ganze ERP-Branche damit, mit Hilfe von Standardisierung und vorgefertigten Templates die Einführungszeiten
zu verringern. Da lässt sich zwar viel erreichen, aber das geht immer zu Lasten der Flexibilität.“ Die Anwenderunternehmen haben immer noch umfassende Anforderungen hinsichtlich der prozessualen Abläufe,
und verlangen somit auch immer mehr Individualität und Detaillierung der ERP-Lösung. Denn letztendlich hebt sich das Unternehmen über seine Kerngeschäftsprozesse auch vorteilhaft von seinem Wettbewerb ab.

Rainer Huttenloher