Software und Strategien für den erfolgreichen Mittelstand

Werner Ernst, proALPHA, zu modernen ERP-Komplettlösungen

Mobilgeräte gehören in Bedienphilosophie einbezogen

Werner Ernst
Werner Ernst, proALPHA Software AG: „Der Einsatz mobiler Endgeräte wächst auch bei unseren mittelständischen Kunden rasant.“ Quelle: proALPHA

Um die Gunst der Anwender konkurrieren viele ERP-Komplettlösungen für den Mittelstand. Doch generell werden mehr Flexibilität sowie eine moderne Architektur von den Anwenderunternehmen gefordert. Nur wenn heutige Anforderungen – wie der mobile Zugriff auf ERP-Lösungen oder die Bereitstellung in Form eines SaaS-Angebotes – abgedeckt werden, können sich diese Komplettlösungen behaupten. Im Interview mit Solutions for Business (S4B) erläutert Werner Ernst, Vorstand der proALPHA Software AG, welche Neuerungen die zur Cebit 2013 vorgestellte Version der ERP-Komplettlösung proALPHA aufweist.

Geschäftsprozesse

S4B: Was ist der Stand der Technik bei modernen ERP-Komplettsystemen?
W. Ernst: Geschäftsprozesse effizientsteuern, automatisieren und die unterschiedlichen Fachbereiche und Unternehmensteile einbinden – an diesen grundsätzlichen Anforderungen hat sich nichts geändert. Die Spreu trennt sich vom Weizen im Detail: Die  ergonomische Bedienbarkeit der Software muss mobile Geräte einbeziehen. Die Analyse großer Datenmengen und die übersichtliche Darstellung der Analysen erfordern integrierte BI-Lösungen. Die Prozeßsteuerung unter Berücksichtigung von Engpässen
und Terminen sollte sich über Unternehmens- und Landesgrenzen erstrecken. Schließlich muss sich das System schnell an Veränderungen im Unternehmen und in der Außenwelt anpassen lassen; so hat derzeit Cloud Computing als reale Anwendung in
Business-kritischen Bereichen noch deutlich geringere Relevanz als die Medienpräsenz vermuten ließe. Das wird sich aber ändern.

S4B: Welche Bereiche erfahren beim neuen Release eine Verbesserung?
W. Ernst: Für jeden Anwender direkt erlebbar ist das komplett neu entwickelte User Experience-Konzept. Mit der Weiterentwicklung der Bedienphilosophie und dem frischen Design unterstreicht es die Stärken der Software und setzt Maßstäbe in der Bedienergonomie.

S4B: Was bedeutet das konkret?
W. Ernst: Ein Beispiel für die exzellente Integrationsfähigkeit von proALPHA ist die „Integration Workbench“. Mit diesem Teil der  Infrastruktur haben wir eine neue Plattform, um beliebige Daten mit anderen IT-Systemen auszutauschen und Intercompany-
Prozesse flexibel abzuwickeln. Damit eröffnet proALPHA neue Horizonte bei der Anbindung von externen Systemen und schafft eine neue Stufe der Integrationskonsistenz. Weitere funktionale Neuerungen in den Modulen Materialwirtschaft, Produktion, CRM, DMS, Rechnungswesen, CALink und Projektmanagement sowie die Erweiterung des automatischen Workflows machen die neue Version
der integrierten Komplettlösung zum umfangreichsten Release der Unternehmensgeschichte.

Internationalität

S4B: Der Mittelstand muss weltweit agieren – wie können Sie die Internationalität des ERP-Systems sicherstellen?W. Ernst: Generell ist es notwendig mindestens die gesamte Oberfläche neben System- und Hilfemeldungen in die Zielsprache zu bringen. Wir bezeichnen das als „Sprachversion“. In einer proALPHA „Landesversion“ sind darüber hinaus die rechtlichen Anforderungen des Ziellandes berücksichtigt und größtenteils auch die Vorlieben der Anwender dieses Landes. Sprachversionen gibt es bei proALPHA grundsätzlich für alle Länder, in denen proALPHA installiert wird, wie zum Beispiel für China, Russland oder Brasilien. Landesversionen, deren Erstellung mit einem erheblich höheren Herstellungs- und Pflegeaufwand verbunden ist,  entwickeln wir nur für diejenigen Länder, die wir strategisch für uns erschließen wollen. Mit der Unterstützung unserer Kunden und
externen Spezialisten werden die Landesversionen in der proALPHA Zentrale in Deutschland nach deutschen Qualitätsstandards entwickelt.

S4B: Wie können Sie den Support für internationale Kunden sicherstellen?
W. Ernst: In der Regel sind wir in allen für uns strategisch wichtigen Ländern mit eigenen Niederlassungen oder zertifizierten Partnern vertreten. Durch die spezifische proALPHA Technologie und Systemarchitektur stellen wir auch dann einen internationalen  Basissupport sicher, wenn eine Präsenz vor Ort nicht gegeben ist. ProALPHA hat viele innovative Konzepte umgesetzt, um dezentrale Systemarchitekturen für mittelständische Unternehmen einfach handhabbar zu machen. Dazu gehört insbesondere ein Modul, das auf Basis eines Modells einer dezentralen Systemarchitektur diese vollständig installieren, konfigurieren und  aktualisieren kann. Alternativ dazu kann selbstverständlich auch ein zentraler Betrieb aller Komponenten im Sinne einer  unternehmensinternen Cloud erfolgen. Nach dem Motto „Following the Clients“ werden wir aber immer dann eine lokale Präsenz
installieren, wenn eine gewisse Anzahl von Kunden in einem solchen Land Geschäfte macht.

S4B: Ein ERP-System muss Smartphones und Tablets unterstützen. Wie lösen Sie diese Herausforderung?W. Ernst: Der Einsatz mobiler Endgeräte wächst auch bei unseren mittelständischen Kunden rasant. Wir bieten hier schon seit einigen Jahren Lösungen
in den Bereichen Unternehmenssteuerung, Produktion, Lager und Vertrieb. Zusätzlich bieten wir nun mit unserem
neuen Release die Möglichkeit, beliebige proALPHA-Komponenten als sogenannte WebApps zur Verfügung zu stellen. Diese basieren unter anderem auf dem neuen HTML5-Standard und unterstützen somit beliebige mobile Endgeräte. Als Erweiterung dazu sind derzeit HypridApps in Arbeit, die auf den WebApps aufbauend weitere Möglichkeiten der mobilen Geräte, wie GPS, Kamera, Gyrosensor,
usw., nutzen.

Flexibilität

Screenshot proALPHA
Ein dezentrale Systemarchitektur und eine anwenderfreundliches Interface zeichnen die neue Version von proALPHA aus. Quelle: proALPHA

S4B: Wie können Sie die nötige Flexibilität des ERP-Systems sicherstellen?W. Ernst: ProALPHA verfügt über eine prozess- und serviceorientierte Systemarchitektur nach offenen internationalen
Standards, die es ermöglicht, auf einzelne Komponenten auch über Fremdsysteme oder mobile Endgeräte zuzugreifen. Damit sinkt der Aufwand für eine Integration erheblich, wie vor Kurzem einer unserer Kunden feststellte, als er einen webbasierten Teilekatalog
an sein proALPHA-System angebunden hat. Statt des erwarteten Aufwands von mehreren Tagen war das Vorhaben nach zwei Stunden erfolgreich abgeschlossen.

S4B: Wie schnell lässt sich für Bestandskunden der Umstieg schaffen?
W. Ernst: Effektive Release-Wechsel sind eines unserer höchsten Ziele. Dafür haben wir eine sehr ausgefeilte Systemarchitektur geschaffen, um die Zeit und den Aufwand minimal zu halten. Selbst bei Unternehmen, die proALPHA um individuelle Funktionen erweitert haben, können wir sicherstellen, dass diese schnell in eine neue Version übertragen werden können. Aber der wichtigste Faktor bei einem Wechsel der proALPHA Version ist unsere gute Beratung und Einweisung, damit die neuen Prozesse und  Funktionen möglichst effizient die Produktivität unserer Anwender weiter steigern.

S4B: Lizenzverkauf, aber auch SaaS-Konzept bis hin zum kompletten Hosting – welche Szenarien machen für welche
Unternehmen Sinn?
W. Ernst: Je komplexer und individueller die Geschäftsprozesse sind, desto weniger werden SaaS-Konzepte Sinn machen. Ein gewisses Maß an Prozess-Know-how muss im Unternehmen bleiben. Allerdings gibt es genügend Anwendungen, die man leicht
als Service zur Verfügung stellen kann; beispielsweise Lohn- und Gehaltsabrechnung oder CRM. Wir sind überzeugt, dass beide Konzepte sinnvoller Weise parallel und kombiniert betrieben werden können.

Rainer Huttenloher